Niedrigwasser-Informationsdienst Bayern

Niedrigwasser-Lagebericht Bayern

Ausgegeben am 28.05.25, 15:45 Uhr

Das Niederschlagsdefizit des bisherigen Abflussjahres beträgt ca. 34%. Rund 74% der Fließgewässer-Messstellen und 57% der oberflächennahen Grundwassermessstellen sowie Quellen zeigen niedrige Verhältnisse.

Witterung:
In der letzten Maidekade ging das frühlingshafte trockene Hochdruckwetter zu Ende und eine Westwetterlage mit zeitweiligen Regefällen begann. Dennoch fällt der bisherige Mai zu trocken aus (Abb. 1) und auch der Niederschlags-/Dürreindex (SPI) der letzten 90 Tage zeigt verbreitet „extrem trockene“ Verhältnisse. Das Voralpenland, weite Teile Niederbayerns und Mainfrankens haben von den letzten Niederschlägen profitiert und damit die SPI-Einstufung „mäßig trocken“ erreicht. Die Niederschlagssumme des bisherigen Abflussjahres (01.11.2024 bis 27.05.2025) beträgt für Nordbayern 272mm (65% vom Mittel 1971 bis 2000) und für Südbayern 349mm (68% vom Mittel). In dem zu warmen Frühjahr traten Sommertage mit einer Höchsttemperatur von mindestens 25°C bisher nur vereinzelt auf: Augsburg 1, München 2, Nürnberg sowie Würzburg 4 und Regensburg 8 Sommertage.

Fließgewässer:
Ende Mai zeigen ca. 64% der Messstellen in Bayern für die Jahreszeit niedrige Abflussverhältnisse, an ca. 10% der Messstellen werden aktuell Abflüsse unter dem langjährigen mittleren Niedrigwasserabfluss (MNQ) gemessen und als sehr niedrig eingestuft (Abb. 3).

Seen und Speicher:
An ca. 24% der beobachteten Seen und Speicher werden für die Jahreszeit niedrige Wasserstände und an ca. 12% sehr niedrige Wasserstände registriert.

Die Betriebsräume der staatlichen Wasserspeicher mit Funktion der Niedrigwasseraufhöhung sind derzeit zu 47 bis 100% gefüllt. Diese Volumina können für die Niedrigwasseraufhöhung in Anspruch genommen werden.
Am Überleitungssystem Donau-Main liegt planmäßiger Normalbetrieb vor. Somit versorgt das Überleitungssystem Donau-Main derzeit über den Main-Donau-Kanal unter Mitwirkung des Rothsees das Maingebiet mit Donauwasser. Der Brombachsee wurde, wie in den vergangenen Jahren, im Herbst 2024 vorsorglich auf ein geringeres Stauniveau abgesenkt, damit Winterhochwasserereignisse abgepuffert werden können. Aufgrund der wenigen kleineren Hochwasser im vergangenen Winter und der aktuellen Witterung konnte der planmäßige Wiederaufstau nur teilweise erfolgen, sodass der Wasserstand im Großen Brombachsee aktuell rd. 408,9mNN beträgt (Stauziel 410,5mNN).

Am Rottachsee musste der Wasserstand im Frühjahr aufgrund von erforderlichen
Ausbaggerungen um 2,5m abgesenkt werden. Nach Abschluss der Arbeiten befindet sich der Rottachsee mit einem Wassrstand von aktuell 847,73mNN wieder im Aufstau (Stauziel 850,00mNN).

An der Trinkwassertalsperre (TWT) Mauthaus musste zur Durchführung von Sanierungsarbeiten an der Hochwasserentlastungsanlage ebenfalls der Wasserstand abgesenkt werden. Der Füllgrad des Betriebsraumes beträgt dort aktuell 47%. An der TWT Frauenau ist der Betriebsraum zu 67% gefüllt. Beide Trinkwassertalsperren können uneingeschränkt zur Wasserlieferung an die Fernwasserversorger herangezogen werden.

Grundwasserstände:
Aktuell weisen rund 57 Prozent der oberflächennahen Grundwassermessstellen und Quellen niedrige und sehr niedrige Messwerte auf. In den tieferen Grundwasserstockwerken zeigen rund 47 Prozent der Messstellen eine Niedrigwassersituation (s. Abb. 2).

Entwicklung der Grundwasserstände und Quellschüttungen:
Das Winterhalbjahr 2024/25 (November bis April) war in Bayern das dritttrockenste der Beobachtungsreihe. Da im Winterhalbjahr ein Großteil der jährlichen Grundwasserneubildung aus Niederschlag und die damit einhergehende Erholung der Grundwasserstände stattfindet, hat sich an der Mehrheit der bayerischen Grundwassermessstellen und Quellen aktuell eine Niedrigwassersituation ausgebildet. In vielen Regionen sind somit die positiven Effekte des überdurchschnittlich feuchten und grundwasserneubildungsreichen Kalenderjahres 2024 bereits wieder zurückgegangen, bzw. nicht mehr vorhanden. In der Folge liegt der aktuelle Anteil von Messstellen mit niedrigen bzw. sehr niedrigen Messwerten bei rund 57% (Abb. 2). Nur im Jahr 2020 wurde dieser Wert mit rd. 70% zum selben Zeitpunkt noch übertroffen (2021: 33%, 2022: 48%, 2023: 22%, 2024: 14%). Lediglich im Bereich des voralpinen Moränengürtels, in Teilen des Schwäbischen und Fränkischen Jura sowie in Teilen der ergiebigen Grundwasservorkommen der südbayerischen Flusstäler und der Münchner Schotterebene werden derzeit noch mehrheitlich durchschnittliche bis teilweise überdurchschnittliche Werte gemessen.

Entwicklung der Grundwasserneubildung in den letzten Jahren:
Aufgrund der zu geringen Niederschläge der letzten Jahre weist die Grundwasserneubildung in Bayern im Zeitraum 2003 bis 2024 ein mittleres jährliches Defizit von rd. 13% auf. Erst durch das nasse Jahr 2024 konnten die zuletzt gehäuft aufgetretenen Trockenjahre (2015, 2018, 2019, 2020, 2022) wieder etwas ausgeglichen werden. Durch weitere trockene und zu warme Monate würde sich unter den derzeitigen Umständen die aktuelle, landesweite Niedrigwassersituation weiter verschärfen.

Entwicklung der Grundwasserstände in den tieferen Grundwasserstockwerken:
Die Anzahl der als niedrig und sehr niedrig klassifizierten Grundwassermessstellen beträgt derzeit rund 47%, was insgesamt eine etwas bessere Situation als in den Jahren 2020 bis 2023 darstellt (2020: 77%, 2021: 76%, 2022: 68%, 2023: 58%, 2024: 36%). Von einer nachhaltigen Erholung der Grundwasservorkommen der tieferen Grundwasserstockwerke auf Grund der neubildungsreicheren Jahre 2023 und 2024 kann in Folge der Entwicklung der letzten Monate nicht gesprochen werden. Besonders von niedrigen Grundwasserständen betroffen sind aktuell mehrere Messstellen des mittelfränkischen Sandsteinkeupers und Teile des Tertiärs zwischen Alpenvorland und Donau.

Gewässerökologie Fließgewässer und Seen:
Die ökologische Situation in unseren Fließgewässern wird stark von der Wassertemperatur, dem Sauerstoffgehalt, dem Wasserstand und der Strömung beeinflusst. Momentan sind die Wassertemperaturen aufgrund des Wetters erfreulicherweise noch niedrig, was für die Lebewesen im Wasser vorteilhaft ist. Allerdings führen die seit dem späten Winter anhaltend niedrigen Wasserabflüsse dazu, dass der Lebensraum für Fische und andere Wasserlebewesen immer kleiner wird. Es ist zu erwarten, dass dies Auswirkungen auf die Lebensgemeinschaften und die Besiedlung in diesen Gewässern haben wird.

Entwicklung in den Seen
Das Ökosystem der Seen wird maßgeblich von Witterungsverlauf des Jahres geprägt. Nach der winterlichen Zirkulation ist der Seewasserkörper weitgehend gleichmäßig mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt. Mit der Erwärmung und stärker werdenden Sonneneinstrahlung im Frühjahr wird so die Grundlage für die beginnende Schwebalgen-Entwicklung gelegt. Sind die Nährstoffe in der durchlichteten Zone aufgebraucht, ist die weitere Entwicklung stark von dem Nährstoffeintrag aus dem Einzugsgebiet abhängig. Die kurzfristige geringe und regional unterschiedliche Entspannung der Niedrigwasserlage bringt neben einzelnen geringen Anstiegen der Seepegel auch wieder Nährstoffe in die Seen. Inwieweit dies zu stärkeren Entwicklungen von Algenblüten führt, ist unter anderem vom weiteren Verlauf der Einträge, insbesondere durch Starkniederschläge abhängig. Hier wirkt sich die aktuelle Niederschlagssituation verbunden mit den niedrigen Lufttemperaturen eher positiv aus. Insgesamt hat sich die Niedrigwasserlage bei den Seepegeln jedoch überwiegend nicht entspannt Der nun schon langanhaltend niedrige Wasserstand der Seen bedingt nach wie vor, je nach örtlicher Betroffenheit, das Trockenfallen von Uferflächen. Dadurch verringert sich der Lebensraum der Tiere und Pflanzen im Flachwasser. Röhrichtbestände, die von der Wasserfläche abgeschnitten werden, sind dann in der Laichzeit nicht als Habitat und Rückzugsraum zugänglich. Eiablagen, die in der Phase eines höheren Wasserstandes erfolgt sind, können bei betroffenen Seen mit weiter sinkenden Wasserständen vertrocknen. Mögliche Folgen wie z.B. eine geringere Zahl an diesjährigem Nachwuchs hängen nach wie vor von den Entwicklungen der Wasserstände in den nächsten Wochen ab.

Ausblick:
Die derzeitige Basis-Witterungsvorhersage des Deutschen Wetterdienstes (DWD) klassifiziert von den nächsten vier Kalenderwochen (KW) die KW 23 als zu feucht, die zwei Folgewochen (KW 24 und 25) als normal und die KW 26 als zu trocken. Die zugehörigen Temperaturprognosen zeigen eine Mischung aus zu kalt und zu warm (KW 23 und 26: zu kalt, KW 24 und 25: zu warm). Diese Einstufungen der DWD-Witterungsvorhersage ergeben sich aus dem Vergleich mit dem Referenzzeitraum 2005 bis 2024.

Die Niedrigwasserlage kann sich geringfügig ändern.

Abb.1: Abweichungen vom mittleren Monatsniederschlag (1971-2000) für die Regionen Nord- und Südbayern im Verlauf der letzten 2 Jahre.



Abb.2: Anteil an Grundwassermessstellen und Quellen mit der Klassifizierung niedrig, sehr niedrig bzw. neuer Niedrigstwert im oberen Grundwasserstockwerk (dunkelblaue Linie) und den tieferen Stockwerken (blaue Linie) im Verlauf der letzten 2 Jahre.



Abb.3: Anteil der Pegel an Fließgewässern mit einer Klassifizierung sehr niedrig im Verlauf der letzten 2 Jahre.




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