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Niedrigwasser-Lagebericht Bayern
Ausgegeben am 07.07.25, 16:15 Uhr
Das Niederschlagsdefizit des bisherigen Abflussjahres beträgt 34 Prozent. Rund 96 Prozent der Fließgewässer-Messstellen und 61 Prozent der oberflächennahen Grundwassermessstellen sowie Quellen zeigen niedrige Verhältnisse. Vereinzelt führen kleinere Gewässer kein Wasser mehr.
Witterung:
Die erste Hitzewelle des Jahres ist zu Ende gegangen und nur zeitweilige Regenschauer brachten noch keine Trendwende in der bayernweiten Trockenheit. Südbayern (Bayern, südlich der Donau) erlebte den trockensten 8-Monatszeitraum (01.11.2024 bis 30.06.2025) in der 75-jährigen Beobachtungsreiche mit einer Niederschlagssumme von 432mm (66% vom Mittel 1971 bis 2000). Nordbayern (Bayern, nördlich der Donau) verzeichnete den dritttrockensten 8-Monatszeitraum in der 75-jährigen Beobachtungsreihe mit einer Niederschlagssumme von 342mm (66% vom Mittel). Daraus resultiert ein bayernweites Niederschlagsdefizit von 34%. Im bisherigen Abflussjahr 2025 waren die letzten fünf Monate im langjährigen Vergleich aufeinanderfolgend zu trocken (Abb. 1). Sieben der letzten acht Monate fielen zu warm aus und der Mai 2025 erreichte das langjährige Lufttemperaturmittel von 1971 bis 2000. Dabei überschritten der April und der Juni 2025 jeweils das Monatsmittel um mehr als 3 Grad und sind dadurch als „deutlich zu warm“ einzustufen. Seit dem Juni 2010 ist es der 16-te zu warme Juni in Folge. Einzelne bayerische Stationen registrierten bereits zwei bis vier Tage mit Höchsttemperaturen von mindestens 35°C und die DWD-Station Kitzingen verzeichnete die höchste Lufttemperatur des laufenden Jahres mit 39,1°C am 02. Juli 2025. Die Spannweite der heißen Tage mit Höchsttemperaturen von mindestens 30°C reicht derzeit von 1 (Hof) über 8 (Augsburg) bis 16 (Kitzingen).
Fließgewässer:
Die Niederwassersituation an den Fließgewässern hat sich in dieser Woche aufgrund der fehlenden Niederschläge und hohen Lufttemperaturen deutlich intensiviert und zu weiter abnehmenden Abflüssen geführt. Mittlerweile werden nahezu bayernweit an den gewässerkundlichen Pegeln niedrige bis sehr niedrige Abflüsse beobachtet und an über 50% der Messstellen ist der mittlere Niedrigwasserabfluss (MNQ) unterschritten (Abb. 3), dieser Prozentsatz wurde zuletzt im Sommer 2022 erreicht bzw. überschritten. An ersten Pegeln liegen die Abflüsse bereits im Bereich des niedrigsten bisher gemessenen Tageswertes (NQ), vereinzelt führen kleinere Gewässer kein Wasser mehr oder einzelne Gewässerabschnitte sind trockengefallen. Etwas günstiger ist die Abflusssituation an Fließgewässerabschnitten, die durch Speicherabgaben gestützt werden. Eine solche Abflusserhöhung erfolgt derzeit z. B. an der Rednitz/Regnitz durch Abgaben aus dem Roth- sowie Brombachsee (siehe Speicher). Im bisherigen Jahresverlauf der Abflüsse werden seit Februar 2025 an den meisten Gewässern deutlich unterdurchschnittliche mittlere monatliche Abflüsse gemessen.
Seen und Speicher:
Auch an den Seen setzt sich die Niedrigwassersituation weiter fort. Auch hier sind die Wasserstände durch die geringen Zuflüsse und die hohe Verdunstung weiter abgesunken. An den größeren Seen im Süden Bayerns werden vielfach niedrige bis sehr niedrige Wasserstände beobachtet. Auch an den Seen waren die monatlichen mittleren Wasserstände im bisherigen Jahresverlauf 2025 unterdurchschnittlich.
Die Betriebsräume der staatlichen Wasserspeicher mit der Funktion Niedrigwasseraufhöhung sind derzeit zu 60 bis 100 % gefüllt. Diese Volumina können für die Niedrigwasseraufhöhung in Anspruch genommen werden. Davon ausgenommen ist die Trinkwassertalsperre Mauthaus, welche aufgrund von Sanierungen derzeit keine Niedrigwasseraufhöhung leistet.
Am Überleitungssystem Donau-Main wird, da der Mindestabfluss von 140m³/s am Pegel Kehlheimwinzer unterschritten ist, aus der Donau kein Wasser mehr zur Überleitung in das Maingebiet verwendet. Die Bewirtschaftung des Überleitungssystems wurde am 30.06.2025 umgestellt. Die Niedrigwasseraufhöhung in das Maingebiet erfolgt aktuell über den Rothsee und den Großen Brombachsee. Die Abgabe aus dem Rothsee beträgt 0,5m³/s; die Abgabe aus dem Großen Brombachsee wurde auf 9,5m³/s erhöht.
Am Eixendorfer See konnte der zur Eindämmung der Blaualgen neu errichtete Entnahmeturm in Probebetrieb genommen werden. Die Niedrigwasseraufhöhung erfolgt in Abstimmung mit dem Probebetrieb für den Entnahmeturm.
An der Trinkwassertalsperre Mauthaus musste zur Durchführung von Sanierungsarbeiten an der Hochwasserentlastungsanlage der Wasserstand abgesenkt werden. Dennoch kann sie und auch die Trinkwassertalsperre Frauenau zur Wasserlieferung an die Fernwasserversorger herangezogen werden.
Grundwasserstände:
Aktuell weisen rund 61 Prozent der oberflächennahen Grundwassermessstellen und Quellen niedrige und sehr niedrige Messwerte auf. In den tieferen Grundwasserstockwerken zeigen rund 47 Prozent der Messstellen eine Niedrigwassersituation. Vereinzelt werden auch neue Niedrigstwerte registriert.
Entwicklung der Grundwasserstände und Quellschüttungen
Das Winterhalbjahr 2024/25 (November bis April) war in Bayern das dritttrockenste der Beobachtungsreihe. Da aber im Winterhalbjahr ein Großteil der jährlichen Grundwasserneubildung aus Niederschlag und die damit einhergehende Erholung der Grundwasserstände stattfindet, hat sich seit ca. Anfang Mai an der Mehrheit der bayerischen Grundwassermessstellen und Quellen eine Niedrigwassersituation ausgebildet. In vielen Regionen sind somit die positiven Effekte des überdurchschnittlich feuchten und grundwasserneubildungsreichen Jahres 2024 wieder zurückgegangen, bzw. nicht mehr vorhanden. In der Folge liegt der aktuelle Anteil von Messstellen mit niedrigen bzw. sehr niedrigen Messwerten bei rund 61% (Abb. 2). Verglichen mit den Vorjahren bedeutet dies für Anfang Juli einen gleich hohen Anteil wie zuletzt im Trockenjahr 2022 registriert (2020: 34%, 2021: 30%, 2022: 61%, 2023: 52%, 2024: 4%). Lediglich in Bereichen des voralpinen Moränengürtels, in Teilen des Schwäbischen und Fränkischen Jura, in Teilen des Verbreitungsgebietes des Buntsandsteins in Unterfranken sowie in Teilen der ergiebigen Grundwasservorkommen entlang der Donau und der Münchner Schotterebene werden derzeit noch durchschnittliche bis teilweise überdurchschnittliche Werte gemessen.
Entwicklung der Grundwasserneubildung in den letzten Jahren
Aufgrund der zu geringen Niederschläge der letzten Jahre weist die Grundwasserneubildung in Bayern im Zeitraum 2003 bis 2024 ein mittleres jährliches Defizit von rd. 13% auf. Erst durch das nasse Jahr 2024 konnten die zuletzt gehäuft aufgetretenen Trockenjahre (2015, 2018, 2019, 2020, 2022) wieder etwas ausgeglichen werden. Bei anhaltend trockener Witterung wird sich die aktuelle, landesweite Niedrigwassersituation tendenziell weiter verschärfen.
Entwicklung der Grundwasserstände in den tieferen Grundwasserstockwerken
Die Anzahl der als niedrig und sehr niedrig klassifizierten Grundwassermessstellen beträgt derzeit rund 47%, was insgesamt eine etwas bessere Situation als in den Jahren 2020 bis 2023 darstellt (2020: 65%, 2021: 68%, 2022: 71%, 2023: 72%, 2024: 26%). Von einer nachhaltigen Erholung der Grundwasservorkommen der tieferen Grundwasserstockwerke auf Grund der neubildungsreicheren Jahre 2023 und 2024 kann in Folge der Entwicklung der letzten Monate jedoch nicht gesprochen werden. Besonders von niedrigen Grundwasserständen betroffen sind aktuell mehrere Messstellen des mittelfränkischen Sandsteinkeupers und Teile des Tertiärs zwischen Alpenvorland und Donau.
Trinkwasserversorgung:
Die öffentliche Trinkwasserversorgung in Bayern ist gewährleistet. Beobachtet werden zurückgehende Quellschüttungen und niedrige bzw. sinkende Grundwasserstände, so dass es bei anhaltend trockener Witterung zu vereinzelten, lokal beschränkten temporären Engpässen in der öffentlichen Trinkwasserversorgung kommen kann. Aktuell sind zwei Fälle bekannt, in dem Wasserversorger Beschränkungen des Gebrauchs (z. B. Einschränkungen zur Befüllung von Swimmingpools und bei Bewässerung) angeordnet haben. Des Weiteren haben vier Wasserversorger vorsorglich zum sparsamen Umgang mit Trinkwasser aufgerufen, ein Wasserversorger speist seiner Anlage Trinkwasser zu.
Gewässerökologie Fließgewässer und Seen:
Die ökologische Situation in unseren Fließgewässern wird stark von der Wassertemperatur, dem Sauerstoffgehalt, dem Wasserstand und der Strömung beeinflusst. Durch die schon lange anhaltende Trockenheit und die sehr niedrigen Abflüsse in Verbindung mit den hohen Temperaturen der letzten Wochen haben inzwischen viele Fließgewässer einen kritischen Zustand erreicht.
An Main und Donau, aber auch an vielen anderen Flüssen wurden zum Monatsbeginn sehr hohe Wassertemperaturen gemessen. Die rechtlich festgelegten Orientierungswerte wurden dabei an der Hälfte der betrachteten Gewässer überschritten. Hohe Wassertemperaturen, insbesondere wenn sie mit geringen Sauerstoffkonzentrationen einhergehen, setzen die Gewässerorganismen unter erheblichen physiologischen Stress.
Darüber hinaus weisen viele Fließgewässer bereits seit Monaten niedrige Abflüsse auf. Vereinzelt sind kleinere Gewässer bereits teilweise oder ganz ausgetrocknet (Abb. 4 und 5).
An der Donau konnte die Warnstufe „Warnung“ unterhalb von Regensburg bis Passau auf Grund der aktuell etwas kühleren Witterung wieder zurückgenommen und auf den Status „Vorwarnung“ gesetzt werden. Auch für den Meldebereich von der Mündung der Paar bis Regensburg gilt die „Vorwarnung“. Noch immer liegt die Wassertemperatur um die 25°C und der Sauerstoffgehalt um 6mg/l.
Am Main wurde letzte Woche im Meldebereich zwischen Würzburg und Kahl die Meldestufe „Alarm“ ausgerufen. Grund dafür waren Wassertemperaturen von über 27°C. Ab dem 07.07.2025 konnte die Meldestufe wegen der etwas kühleren Witterung auf den Status „Warnung“ zurückgenommen werden. Auf Grund einer abklingenden Algenblüte und einsetzenden Zehrungsprozessen muss jetzt aber mit weiter sinkenden Sauerstoffgehalten gerechnet werden. Der Meldebereich zwischen Bamberg und Würzburg befindet sich in der Meldestufe „Vorwarnung“. Der Abfluss am Referenzpegel Trunstadt sinkt seit mehreren Tagen und liegt unterhalb der Vorwarnschwelle von 45m³/s gefallen. Das Überleitungssystem aus dem Donauraum musste bereits gedrosselt werden.
Entwicklung in den Seen
Die Gewässerökologie der großen und tiefen Seen wird maßgeblich von der Temperaturentwicklung im Jahresverlauf geprägt. Die kalten Phasen im Winter sichern die Sauerstoffversorgung des Tiefenwassers und verhindern somit Fäulnisprozesse in der Tiefe. Je wärmer das Oberflächenwasser eines Sees im Sommer wird, desto länger dauert es, bis der See im Herbst und Winter so weit abkühlt, dass Sauerstoff in die Tiefe gelangen kann. Die zurzeit auftretenden Hitzewellen bewirken bereits früh im Jahr eine starke Erwärmung. Bei einigen Seen wurden bereits jetzt Spitzenwerte bis zu knapp 30°C an der Oberfläche erreicht (z.B. Pilsensee am 01.07.2025: 29,5°C). Gefördert wird dies durch die Niedrigwassersituation, welche einen lediglich geringen Zustrom von kühlerem Grund- und Oberflächenwasser in die Seen bewirkt.
Für einige kleinere, aber auch große Seen mussten bereits Badewarnungen und auch Badeverbote ausgesprochen werden. Die Gründe dafür liegen hauptsächlich in massenhaftem Vorkommen von Blaualgen. Diese Algenblüten werden von größerer Wärme gefördert. Blaualgen oder auch Cyanobakterien können Toxine (Giftstoffe) bilden und auch zu Hautreaktionen führen. Eine bei uns erst seit einigen Jahren relevante Blaualgenart, die sich bevorzugt in Flachwasserbereichen findet, scheint in Ausbreitung zu sein und führte zu Badewarnungen. Auch erste Auftreten von Zerkarien, einem ungefährlichen Parasiten, der Badedermatitis hervorruft, wurden gemeldet. Gewöhnlich tritt dies erst später im Jahr auf.
Einige Teiche und kleinere Seen sind ausgetrocknet oder weisen einen so geringen Wasserstand auf, dass abgefischt werden muss, um ein Fischsterben zu verhindern.
Trotz einiger Regenfälle sind die Uferbereiche der Seen wegen als „niedrig“ oder „sehr niedrig“ eingestufter Wasserstände in größeren Teilen trockengefallen. Die dort siedelnden auf Wasser angewiesenen Organismen weichen in größere Tiefen aus oder sterben ab, wie z.B. die Pflanzen, Algen und wenig mobile Muscheln der Flachwasserzone. Röhrichtbestände werden von der Wasserfläche abgeschnitten und stehen als Rückzugsraum, Schutzzone vor Fraßfeinden und Laichhabitat für Fische und Insekten nicht mehr zur Verfügung.
Trotz einiger Regenfälle sind die Uferbereiche der Seen wegen momentan sinkender und zum Teil schon als „sehr niedrig“ eingestufter Wasserstände in größeren Teilen trockengefallen. Die dort siedelnden auf Wasser angewiesenen Organismen weichen in größere Tiefen aus oder sterben ab, wie z.B. die Pflanzen, Algen und wenig mobile Muscheln der Flachwasserzone. Röhrichtbestände werden von der Wasserfläche abgeschnitten und stehen als Rückzugsraum, Schutzzone vor Fraßfeinden und Laichhabitat für Fische und Insekten nicht mehr zur Verfügung.
Ausblick:
Die derzeitige Basis-Witterungsvorhersage des Deutschen Wetterdienstes (DWD) klassifiziert für die nächsten vier Kalenderwochen (KW 28 bis 31) die KW 28 als zu kalt sowie zu feucht und die Folgewochen (29 bis 31) als zu warm sowie zu trocken. Diese Einstufungen der DWD-Witterungsvorhersage ergeben sich aus dem Vergleich mit dem Referenzzeitraum 2005 bis 2024.
Die Niedrigwassersituation wird weiter anhalten.

Abb.1: Abweichungen vom mittleren Monatsniederschlag (1971-2000) für die Regionen Nordbayern (Bayern, nördlich der Donau) und Südbayern (Bayern, südlich der Donau) im Verlauf der letzten 2 Jahre.

Abb.2: Anteil an Grundwassermessstellen und Quellen mit der Klassifizierung niedrig, sehr niedrig bzw. neuer Niedrigstwert im oberen Grundwasserstockwerk (dunkelblaue Linie) und den tieferen Stockwerken (blaue Linie) im Verlauf der letzten 2 Jahre.

Abb.3: Anteil der Pegel an Fließgewässern mit einer Klassifizierung sehr niedrig im Verlauf der letzten 2 Jahre.

Abb.4: Schwarzer Graben in Traubing am 02.07.2025

Abb.5: Niedrigwasser an der Südlichen Regnitz im Landkreis Hof, 02.07.2025