Niedrigwasser-Informationsdienst Bayern

Niedrigwasser-Lagebericht Bayern

Ausgegeben am 07.04.25, 16:15 Uhr

Das bisherige hydrologische Winterhalbjahr ist in der Niederschlagsbilanz um ca. 30 Prozent zu trocken und alle fünf Monate waren zu warm. Ca. 65% der Fließgewässer-Messstellen zeigen niedrige Abflussverhältnisse

Witterung:
Ende März hatte es an den Alpen mehrtägige Niederschläge gegeben und damit verzeichnete Südbayern (Bayern südlich der Donau) einen Märzniederschlag von 52mm (74% vom Mittel 1971 bis 2000). Deutlich trockener war der März in Nordbayern (Bayern nördlich der Donau), da der Monatsniederschlag nur 18mm (31% vom Mittel) erreichte (Abb. 1). Nur sieben Märzmonate hatten in der 75-jährigen Beobachtungsreihe Nordbayerns noch geringere Niederschlagshöhen. Der April startete mit trockenen Hochdruckwetterlagen (Hoch Noemi und Olivia) und damit beträgt der Niederschlag des bisherigen hydrologischen Winterhalbjahres (01.11.2024 bis 06.04.2025) für Südbayern 255mm (70% vom Mittel) und für Nordbayern 222mm (69% vom Mittel). Der Niederschlags-/Dürreindex der letzten 90 Tage zeigt für Teile Oberfrankens und Niederbayerns sowie für einige alpine Regionen Oberbayerns und Schwabens extrem trockene Verhältnisse. Mit der derzeitigen Schneehöhe von nur 170cm hat die DWD-Station Zugspitze zu Beginn des Aprils eine so geringe Schneedeckenmächtigkeit, wie zuletzt vor 53 Jahren (162cm am 07.04.1972).

Alle fünf Monate des bisherigen hydrologischen Winterhalbjahres fielen im langjährigen Vergleich zu warm aus. Dabei ragen der Januar und der März 2025 heraus, die in Bayern um 1,9 Grad wärmer waren als das Mittel 1971 bis 2000. Eine meteorologische Kenngröße für den Winter ist die Anzahl der Eistage – das sind Tage, an denen das Lufttemperaturmaximum unter dem Gefrierpunkt 0°C liegt. Die Zahl der Eistage war im Winter 2024/2025 sehr gering und viele Stationen erreichten nur die Hälfte des Mittelwertes (Augsburg 14, Hof 22 Eistage). Die derzeitige Anzahl der Frosttage mit einem Lufttemperaturminimum unter 0°C liegt bei den meisten Messstellen im Bereich des langjährigen Mittels (Augsburg 90, Hof 102 Frosttage).

Fließgewässer:
Anfang April zeigen ca. 64% der Messstellen in Bayern für die Jahreszeit niedrige Abflussverhältnisse, nur vereinzelt werden aktuell Abflüsse unter dem langjährigen mittleren Niedrigwasserabfluss (MNQ) gemessen und als sehr niedrig eingestuft. (s. Abb. 3).

Seen und Speicher:
An ca. 6% der beobachteten Seen und Speicher werden für die Jahreszeit niedrige Wasserstände und an ca. 6% sehr niedrige Wasserstände registriert.

Die Betriebsräume der staatlichen Wasserspeicher mit Funktion der Niedrigwasseraufhöhung sind derzeit zu 57 bis 100% gefüllt. Diese Volumina können für die Niedrigwasseraufhöhung in Anspruch genommen werden.

Am Überleitungssystem Donau-Main liegt am Rothsee planmäßiger Normalbetrieb vor. Der Brombachsee wurde wie in den vergangenen Jahren vorsorglich auf ein niederes Stauniveau abgesenkt, damit die Winterhochwasserereignisse abgepuffert werden können. Dies ist in den vergangenen Monaten bereits erfolgt, sodass der Wasserstand am Großen Brombachsee aktuell 409,13 mNN beträgt (Normalstauziel 410,50 mNN). Somit versorgt das Überleitungssystem Donau-Main derzeit über den Main-Donau-Kanal unter Mitwirkung des Rothsees das Maingebiet planmäßig mit Donauwasser.

Am Rottachsee ist aktuell der Seepegel aufgrund von Ausbaggerungen an einem Durchlass um ca. 2,5m abgesenkt.

An der Trinkwassertalsperre (TWT) Mauthaus wurde für anstehende Sanierungsarbeiten im Bereich der Hochwasserentlastungsanlage der Betriebsraum auf ca. 57% Füllgrad abgesenkt. An der TWT Frauenau ist der Betriebsraum zu 71% gefüllt. Beide Trinkwassertalsperren können uneingeschränkt zur Wasserlieferung an die Fernwasserversorger herangezogen werden.

Grundwasserstände:
Aktuell weisen rund 38 Prozent der oberflächennahen Grundwassermessstellen und Quellen niedrige und sehr niedrige Messwerte auf. In den tieferen Grundwasserstockwerken zeigen ebenfalls rund 38 Prozent der Messstellen eine Niedrigwassersituation. (s. Abb. 2).

Entwicklung der Grundwasserstände und Quellschüttungen:
Ein Großteil der Grundwasserneubildung aus Niederschlag und die damit einhergehende Erholung der Grundwasserstände findet üblicherweise im hydrologischen Winterhalbjahr (November bis April) statt. Nach dem außergewöhnlich feuchten und grundwasserneubildungsreichen Kalenderjahr 2024 fällt die Niederschlagsbilanz des zu Ende gehenden Winterhalbjahres in den meisten Regionen Bayerns markant zu trocken aus. In der Folge hat sich v.a. in Teilen Frankens (Schwerpunkt Oberfranken), in Teilen Niederbayerns sowie im alpinen Raum eine Niedrigwassersituation im Oberen Grundwasserstockwerk ausgebildet.
Hingegen profitieren andere Regionen Bayerns noch von der Auffüllung der Grundwasservorkommen während des Jahres 2024. Besonders innerhalb und nördlich des voralpinen Moränengürtels, im Schwäbischen und Fränkischen Jura und im Bereich der ergiebigen Grundwasservorkommen der südbayerischen Flusstäler und Schotterflächen weisen die Grundwassermessstellen und Quellen noch mehrheitlich durchschnittliche bis teilweise überdurchschnittliche Werte auf. Im Bereich der Münchner Schotterebene werden vielfach immer noch ungewöhnlich hohe Grundwasserstände, vergleichbar mit den Bedingungen im Nasszeitraum 1999-2002, gemessen.

Bezogen auf das Grundwasser, ist die aktuelle Ausgangssituation für das bevorstehende Sommerhalbjahr 2025 (Mai bis Oktober) als ungünstig zu bewerten. Auch ist auf Grund des bisher zu warmen Frühjahres mit einer weiteren frühen Vegetationsentwicklung zu rechnen. In der Folge erhöht sich die Pflanzenverdunstung, was zu einer Reduzierung des grundwasserneubildungswirksamen Anteils des Niederschlags führt.

Entwicklung der Grundwasserneubildung in den letzten Jahren:
Aufgrund der in Summe zu geringen Niederschläge der letzten Jahre weist die Grundwasserneubildung in Bayern im Zeitraum 2003 bis 2023 ein mittleres jährliches Defizit von 15% auf. Erst durch das nasse Jahr 2024 konnten sich viele Grundwasservorkommen erholen, so dass die zuletzt gehäuft aufgetretenen Trockenjahre (2015, 2018, 2019, 2020, 2022) wieder etwas ausgeglichen wurden. Durch weitere trockene und zu warme Monate würde sich unter den derzeitigen Umständen schnell eine erneute und nahezu landesweit ausgeprägte Niedrigwassersituation einstellen.

Entwicklung der Grundwasserstände in den tieferen Grundwasserstockwerken:
Die Grundwassermessstellen der tieferen Grundwasserstockwerke weisen seit dem Trockenjahr 2015 bis einschließlich 2023 mehrheitlich niedrige Grundwasserstände auf. Die Anzahl der als niedrig und sehr niedrig klassifizierten Grundwassermessstellen beträgt derzeit rund 38%, was eine leichte Besserung der Niedrigwassersituation im Vergleich zum Vorjahr darstellt. Von einer nachhaltigen Erholung kann auf Grund der Entwicklung der letzten Monate jedoch nicht gesprochen werden. Besonders von niedrigen Grundwasserständen betroffen sind aktuell einzelne Messstellen des mittelfränkischen Sandsteinkeupers und Teile des Tertiärs zwischen Alpenvorland und Donau.

Gewässerökologie Fließgewässer und Seen:
Jahreszeitlich bedingt liegen die Wassertemperaturen aktuell in einem günstigen Bereich. Auch die vereinzelten spätwinterlichen Niedrigwasserabflüsse sind gewässerökologisch bisher nicht ungewöhnlich.

Entwicklung in den Seen
Das Ökosystem der Seen wird maßgeblich von der Temperaturentwicklung im Jahresverlauf geprägt. Der Wechsel von warmen und kalten Jahreszeiten sichert die Sauerstoffversorgung des Tiefenwassers und die Nährstoffversorgung der Pflanzen und Tiere im Freiwasser. Während der Wintermonate kann das sommerlich warme Wasser abkühlen, eine Zirkulation und damit Ausgleich der Sauerstoffdefizite in tieferen Wasserschichten wird jedoch erst ab Temperaturen von 4°C in der gesamten Wassersäule mit gleichzeitigen Starkwindereignissen möglich. Ob die Witterungsbedingungen in diesem Winter entsprechend geeignet waren, kann erst mit den anlaufenden Messungen beurteilt werden.
Der niedrige Wasserstand der Seen in den vergangenen Wochen hat sich größtenteils erholt, vermutlich aber nur vorübergehend. Durch Trockenfallen verringert sich der Lebensraum der Tiere und Pflanzen im Flachwasser, Röhrichtbestände die von der Wasserfläche abgeschnitten werden, sind dann in der beginnenden Laichzeit nicht als Habitat und Rückzugsraum zugänglich. In der Phase höheren Wasserstand erfolgte Eiablagen können vertrocknen. Mögliche Folgen wie z.B. eine geringere Zahl an diesjährigem Nachwuchs hängen auch von den Entwicklungen der Wasserstände in den nächsten Wochen ab.

Ausblick:
Die derzeitige Basis-Witterungsvorhersage des Deutschen Wetterdienstes (DWD) klassifiziert von den nächsten vier Kalenderwochen (KW) zwei als zu trocken (KW15 und KW 18) und zwei als normal (KW 16 und KW 18). Die zugehörigen Temperaturprognosen zeigen ein uneinheitliches Bild (KW 15: zu kalt, KW 16 und 17: normal, KW 18: zu warm). Diese Einstufungen der DWD-Witterungsvorhersage ergeben sich aus dem Vergleich mit dem Referenzzeitraum 2005 bis 2024.

Die Niedrigwasserlage wird sich ausweiten.

Abb.1: Abweichungen vom mittleren Monatsniederschlag (1971-2000) für die Regionen Nord- und Südbayern im Verlauf der letzten 2 Jahre.



Abb.2: Anteil an Grundwassermessstellen und Quellen mit der Klassifizierung niedrig, sehr niedrig bzw. neuer Niedrigstwert im oberen Grundwasserstockwerk (dunkelblaue Linie) und den tieferen Stockwerken (blaue Linie) im Verlauf der letzten 2 Jahre.



Abb.3: Anteil der Pegel an Fließgewässern mit einer Klassifizierung sehr niedrig im Verlauf der letzten 2 Jahre.



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