Niedrigwasser-Informationsdienst Bayern

Niedrigwasser-Lagebericht Bayern

Ausgegeben am 25.06.25, 14:30 Uhr

Das Niederschlagsdefizit des bisherigen Abflussjahres beträgt ca. 34%. Rund 95% der Fließgewässer-Messstellen und 56% der oberflächennahen Grundwassermessstellen sowie Quellen zeigen niedrige Verhältnisse.

Witterung:
Im bisher zu trockenen Juni war die Mehrzahl der Tage niederschlagsfrei und die wenigen Starkniederschlagsereignisse traten regional eng begrenzt auf. Die Abbildung 1 zeigt, dass bis auf den zu nassen Januar alle anderen Monate seit Oktober 2024 im langjährigen Vergleich zu trocken ausfielen. Besonders hervorzuheben sind für Nordbayern die deutlich zu trockenen Monate März und April 2025 sowie für Südbayern die deutlich zu trockenen Monate Februar und April 2025. Die Niederschlagssumme des bisherigen Abflussjahres (01.11.2024 bis 25.06.2025) beträgt für Nordbayern 334mm (66% vom Mittel 1971 bis 2000) und für Südbayern 419mm (66% vom Mittel). Falls diese südbayerische Niederschlagssumme Ende Juni unter 450mm läge, wäre es der trockenste Vergleichszeitraum in der 75-jährigen Beobachtungsreihe. Für Nordbayern kann Rang 3 oder 4 der trockensten Vergleichszeiträume möglich werden. Der Niederschlags-/Dürreindex (SPI) der letzten 90 Tage zeigt vor allem im südlichen Bayern und in Mittelfranken „extrem trockene“ Verhältnisse. Die Temperaturbilanz des bisherigen Jahres prägt die Vielzahl der Sommertage mit einer Höchsttemperatur von mindestens 25°C – es sind verbreitet doppelt so viele als im langjährigen Mittel. Die Spannweite der Sommertage reicht von 8 (Hof), über 16 (Augsburg) und 19 (München, Nürnberg) bis 27 (Regensburg). Die Zahl der heißen Tage mit Höchsttemperaturen von mindestens 30°C ist im langjährigen Vergleich noch leicht unterdurchschnittlich: 0 (Hof), 2 (Augsburg), 5 (München, Nürnberg) und 7 (Regensburg).

Fließgewässer:
Ende Juni zeigen ca. 62% der Messstellen in Bayern für die Jahreszeit niedrige Abflussverhältnisse, an ca. 33% der Messstellen werden aktuell Abflüsse unter dem langjährigen mittleren Niedrigwasserabfluss (MNQ) gemessen und als sehr niedrig eingestuft (Abb. 3). Günstiger ist die Abflusssituation an Fließgewässerabschnitten, die durch Speicherabgaben gestützt werden.

Seen und Speicher:
An ca. 24% der beobachteten Seen und Speicher werden für die Jahreszeit niedrige Wasserstände und an ca. 18% sehr niedrige Wasserstände registriert.

Die Betriebsräume der staatlichen Wasserspeicher mit Funktion der Niedrigwasseraufhöhung sind derzeit zu 41 bis 100% gefüllt. Diese Volumina können für die Niedrigwasseraufhöhung in Anspruch genommen werden.

Am Überleitungssystem Donau-Main liegt planmäßiger Normalbetrieb vor. Somit versorgt das Überleitungssystem derzeit über den Main-Donau-Kanal unter Mitwirkung des Rothsees das Maingebiet mit Donauwasser. Der Große Brombachsee wurde wie in den vergangenen Jahren im Herbst 2024 vorsorglich auf ein geringeres Stauniveau abgesenkt, damit Winterhochwasserereignisse abgepuffert werden können. Aufgrund der wenigen, kleineren Hochwasser im vergangenen Winter und der diesjährig anhaltend trockenen Bedingungen, konnte der planmäßige Wiederaufstau nur teilweise erfolgen. Der Wasserstand im Großen Brombachsee beträgt aktuell rd. 408,7 mNN (Stauziel 410,5 mNN). Am Rottachsee musste der Wasserstand im Frühjahr aufgrund von erforderlichen Ausbaggerungen um 2,5m abgesenkt werden. Nach bereits erfolgtem Abschluss der Arbeiten befindet sich der Rottachsee mit einem Wasserstand von aktuell rd. 848,0 mNN wieder im Aufstau (Stauziel 850,0 mNN).

An der Trinkwassertalsperre (TWT) Mauthaus musste zur Durchführung von Sanierungsarbeiten an der Hochwasserentlastungsanlage ebenfalls der Wasserstand abgesenkt werden. Der Füllgrad des Betriebsraumes beträgt dort aktuell 41%. An der TWT Frauenau ist der Betriebsraum zu 66% gefüllt. Beide Trinkwassertalsperren können uneingeschränkt zur Wasserlieferung an die Fernwasserversorger herangezogen werden.

Grundwasserstände:
Die Niedrigwassersituation im Grundwasser hat seit dem letzten Niedrigwasser-Lagebericht vom 28.05.2025 nahezu unverändert Bestand. So weisen aktuell rund 56 Prozent der oberflächennahen Grundwassermessstellen und Quellen niedrige und sehr niedrige Messwerte auf. In den tieferen Grundwasserstockwerken zeigen rund 44 Prozent der Messstellen eine Niedrigwassersituation.

Entwicklung der Grundwasserstände und Quellschüttungen:
Das Winterhalbjahr 2024/25 (November bis April) war in Bayern das dritttrockenste der Beobachtungsreihe. Da aber im Winterhalbjahr ein Großteil der jährlichen Grundwasserneubildung aus Niederschlag und die damit einhergehende Erholung der Grundwasserstände stattfindet, hat sich seit ca. Anfang Mai an der Mehrheit der bayerischen Grundwassermessstellen und Quellen eine Niedrigwassersituation ausgebildet. In vielen Regionen sind somit die positiven Effekte des überdurchschnittlich feuchten und grundwasserneubildungsreichen Kalenderjahres 2024 wieder zurückgegangen, bzw. nicht mehr vorhanden. In der Folge liegt der aktuelle Anteil von Messstellen mit niedrigen bzw. sehr niedrigen Messwerten bei rund 56% (Abb. 2). Nur im Jahr 2022 wurde dieser Wert mit rd. 62% zum selben Zeitpunkt noch übertroffen (2020: 36%, 2021: 31%, 2023: 45%, 2024: 5%).
Lediglich in Bereichen des voralpinen Moränengürtels, in Teilen des Schwäbischen und Fränkischen Jura sowie in Teilen der ergiebigen Grundwasservorkommen entlang der Donau und der Münchner Schotterebene werden derzeit noch durchschnittliche bis teilweise überdurchschnittliche Werte gemessen.

Entwicklung der Grundwasserneubildung in den letzten Jahren:
Aufgrund der in Summe zu geringen Niederschläge der letzten Jahre weist die Grundwasserneubildung in Bayern im Zeitraum 2003 bis 2024 ein mittleres jährliches Defizit von rd. 13% auf. Erst durch das nasse Jahr 2024 konnten die zuletzt gehäuft aufgetretenen Trockenjahre (2015, 2018, 2019, 2020, 2022) wieder etwas ausgeglichen werden. Bei weiter anhaltend trockener und warmer Witterung wird sich die aktuelle, landesweite Niedrigwassersituation weiter verschärfen.

Entwicklung der Grundwasserstände in den tieferen Grundwasserstockwerken:
Die Anzahl der als niedrig und sehr niedrig klassifizierten Grundwassermessstellen beträgt derzeit rund 44%, was insgesamt eine etwas bessere Situation als in den Jahren 2020 bis 2023 darstellt (2020: 68%, 2021: 74%, 2022: 66%, 2023: 71%, 2024: 28%). Von einer nachhaltigen Erholung der Grundwasservorkommen der tieferen Grundwasserstockwerke auf Grund der neubildungsreicheren Jahre 2023 und 2024 kann in Folge der Entwicklung der letzten Monate jedoch nicht gesprochen werden. Besonders von niedrigen Grundwasserständen betroffen sind aktuell mehrere Messstellen des mittelfränkischen Sandsteinkeupers und Teile des Tertiärs zwischen Alpenvorland und Donau.

Gewässerökologie Fließgewässer und Seen:
Die ökologische Situation in unseren Fließgewässern wird stark von der Wassertemperatur, dem Sauerstoffgehalt, dem Wasserstand und der Strömung beeinflusst. Momentan sind die Wassertemperaturen noch in einem für die Gewässerökologie akzeptablen Bereich. Allerdings führen die seit dem späten Winter insgesamt niedrigen Niederschläge und Wasserabflüsse dazu, dass der Lebensraum für Fische und andere Wasserlebewesen immer kleiner wird. Es ist zu erwarten, dass dies bei weiter anhaltend zu trockenen Bedingungen Auswirkungen auf die Lebensgemeinschaften und die Besiedlungssituation in den betroffenen Gewässern haben wird.
In Oberfranken werden bereits vereinzelt trockengefallene Gräben und Gewässeroberläufe gemeldet. An den Flussperlmuschelgewässern Oberfrankens greifen bereits die ersten Maßnahmen eines Niedrigwasser-Bewirtschaftungskonzepts; hier wurde die Entnahme eines Tiefbrunnens reduziert.

Entwicklung in den Seen
Das Ökosystem der Seen wird maßgeblich von der Temperaturentwicklung im Jahresverlauf geprägt. Der Wechsel von warmen und kalten Jahreszeiten sichert die Sauerstoffversorgung des Tiefenwassers und die Nährstoffversorgung der Pflanzen und Tiere im Freiwasser. Mit Beginn der stärker werdenden Sonneneinstrahlung im Frühjahr wird die Grundlage für die Schwebalgen-Entwicklung gelegt. Die momentan für die Jahreszeit bereits sehr hohen oberflächlichen Wassertemperaturen können ein verstärktes Algen- und auch Cyanobakterienwachstum fördern. Es wurde von einem ersten kleineren Badesee bereits eine starke Blaualgenentwicklung (Cyanobakterien) gemeldet.
Der Wasserstand der Seen befindet sich schon über einen längeren Zeitraum im niedrigen Bereich, lediglich wenige Regenereignisse brachten kurzzeitig Phasen der Entspannung. Das Trockenfallen größerer Uferflächen verringert den Lebensraum der Tiere und Pflanzen im Flachwasser. Röhrichtbestände, die von der Wasserfläche abgeschnitten werden, sind dann nicht als Habitat und Rückzugsraum zugänglich. Eiablagen, die in der Phase eines höheren Wasserstandes, erfolgt sind, können vertrocknen. Mögliche Auswirkungen wie z.B. eine geringere Zahl an diesjährigem Nachwuchs hängen auch von den Entwicklungen der Wasserstände in den nächsten Wochen ab. Die Folgen für das empfindliche Ökosystem im Flachwasser können erst im Lauf der nächsten Jahre erkannt werden.

Ausblick:
Die derzeitige Basis-Witterungsvorhersage des Deutschen Wetterdienstes (DWD) klassifiziert die nächsten vier Kalenderwochen (KW 27 bis 30) als zu warm und zu trocken. Diese Einstufungen der DWD-Witterungsvorhersage ergeben sich aus dem Vergleich mit dem Referenzzeitraum 2005 bis 2024.

Die Niedrigwasserlage wird sich ausweiten.

Abb.1: Abweichungen vom mittleren Monatsniederschlag (1971-2000) für die Regionen Nordbayern (Bayern, nördlich der Donau) und Südbayern (Bayern, südlich der Donau) im Verlauf der letzten 2 Jahre.



Abb.2: Anteil an Grundwassermessstellen und Quellen mit der Klassifizierung niedrig, sehr niedrig bzw. neuer Niedrigstwert im oberen Grundwasserstockwerk (dunkelblaue Linie) und den tieferen Stockwerken (blaue Linie) im Verlauf der letzten 2 Jahre.



Abb.3: Anteil der Pegel an Fließgewässern mit einer Klassifizierung sehr niedrig im Verlauf der letzten 2 Jahre.



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