Niedrigwasser-Informationsdienst Bayern

Niedrigwasser-Lagebericht Bayern

Ausgegeben am 23.08.18, 14:00 Uhr

Am heutigen Donnerstag vom Süden bis in die Mitte ausgreifend einzelne Gewitter, lokal Unwetter und bis in die Nacht andauernd. Am Freitag Kaltfrontpassage mit anschließendem Temperatursturz und Übergang zu wechselhaftem Wetter. Zwischenzeitlich Anstieg in den Abflüssen und Rückgang der Wassertemperaturen. In der neuen Woche wieder Temperaturanstieg.

Witterung:
Das bisherige Sommerhalbjahr bleibt, trotz lokaler gewittriger Starkniederschläge, bayernweit zu trocken. So summiert sich die Niederschlagsumme vom 01.05.- 22.08.2018 in Nordbayern auf 181 mm (61% vom Mittel 1981-2010) und 324 mm in Südbayern (69% vom Mittel). Im langjährigen Vergleich sind nun 6 Monate in Folge zu trocken und 4 Monate aufeinander-folgend deutlich zu warm ausgefallen (Julitemperatur: + 2,8 Grad, Juliniederschlag: 55% vom Mittel). Der Dürreindex der letzten 90 Tage klassifiziert insbesondere Teile Ober- und Mittelfrankens der Oberpfalz, Schwaben und Oberbayern als extrem trocken. In Ober- und Mittelfranken verzeichnen z. Z. einige Stationen bereits eine 25 bis 32-tägige Trockenperiode. Insgesamt sind im Sommerhalbjahr 2018 bisher mehr als doppelt so viele Sommertage (Tage mit Höchsttemperatur größer gleich 25°C) aufgetreten als im langjährigen Mittel. Damit ist das Niveau des Trockenjahres 2003 bereits deutlich überschritten worden (Würzburg 2003: 55 Tage, 2018: 85 Tage). Auch die Anzahl der heißen Tage (Tage mit Höchsttemperatur größer gleich 30°C) liegen vielerorts über den Werten aus 2003.

Fließgewässer:
Die Niedrigwassersituation an den Fließgewässern ist bayernweit weiterhin angespannt. Verbreitet sind die Abflüsse gegenüber der Vorwoche weiter leicht zurückgegangen. So werden an über 70 % der gewässerkundlichen Pegel sehr niedrige Abflüsse auf und unter dem Niveau des langjährigen mittleren Niedrigwasserabflusses (MNQ) registriert. An einigen Pegeln bewegen sich die Abflüsse im Bereich des niedrigsten bisher gemessenen Tageswertes (NQ). Einige kleinere Fließgewässer sind abschnittweise trockengefallen, zum Teil auch vollständig ausgetrocknet.
Etwas günstiger ist die Abflusssituation an Fließgewässerabschnitten, die durch Speicherabgaben gestützt werden (siehe Speicher). Eine solche Abflusserhöhung erfolgt z. B. an der Rednitz/Regnitz durch Abgaben aus dem Brombach- sowie Rothsee oder an der Isar durch Abgaben aus dem Sylvensteinspeicher.

Seen und Speicher:
Die Wasserstände an den Seen im Süden Bayerns sind weiter zurückgegangen und bewegen sich auf niedrigem, im Südosten auf sehr niedrigem Niveau
Die staatlichen Talsperren leisten seit Beginn dieser ausgeprägten Trockenphase einen wichtigen Beitrag zur Erhöhung der Abflüsse in den Gewässern. Die Betriebsräume für Niedrigwasseraufhöhung sind aktuell zwischen 43 % und 95 % gefüllt. Seit letzter Woche sind alle Wasserstände der Talsperren weiter gesunken. An 5 Talsperren ist mittlerweile der Füllgrad unter die 60%-Marke gefallen.
Für die Überleitung in das Maingebiet ist die Lage seit über 3 Wochen unverändert. Der niedrige Abflusswert am Pegel Kehlheimwinzer ermöglicht nach wie vor keine Überleitung von Donauwasser in das Maingebiet. Das Aufhöhungswassers für das Regnitz-/Maingebiet wird aus dem Großen Brombachsee und dem Rothsee entnommen. Infolge dieser wochenlangen Entnahme ist an beiden Stauseen nun über die Hälfte der gesamten zur Verfügung stehenden Niedrigwasserreserve abgegeben worden.

Die Trinkwasserspeicher Mauthaus und Frauenau sind der Jahreszeit entsprechend weiterhin ausreichend gefüllt. Hier sind auf längere Sicht keine Einschränkungen in der Wasserlieferung an die Fernwasserversorger zu erwarten.

Die für die nächsten Tage vorhergesagten Starkregen und Gewitter könnten an einigen Talsperren zu einer vorübergehende Pause des Niedrigwasserbetriebes führen und damit eine leichte Entspannung bringen.

Folgende Talsperren betreiben aktuell Niedrigwasseraufhöhung für ihre Gewässer:
• Sylvensteinspeicher
• Rottachsee
• Brombachsee
• Rothsee
• Liebensteinspeicher
• Eixendorfer See
• Förmitztalsperre
• Ellertshäuser See
• TWT Mauthaus

Grundwasserstände:
Bei anhaltendem Trockenwetter und nur geringen Niederschlägen ist weiterhin nicht mit einer Entspannung der Niedrigwassersituation zu rechnen. In der vergangenen Woche stieg die Anzahl der als niedrig und sehr niedrig klassifizierten Grundwasser- und Quellmessstellen im oberen Grundwasserstockwerk weiter geringfügig an. Rund 76 Prozent der oberflächennahen Grundwassermessstellen weisen niedrige und sehr niedrige Grundwasserstände auf. In den tieferen Grundwasser-Stockwerken zeigen rd. 82 Prozent der Messstellen diese Niedrigwassersituation.
Anfang dieses Jahres hatten sich die Grundwasserstände und Quellschüttungen des Oberen Grundwasserstockwerks von der letzten Trockenperiode (Juni/Juli 2017) weitgehend erholt. Seit Ende Januar stieg die Anzahl der als niedrig und sehr niedrig klassifizierten Grundwasser- und Quellmessstellen im oberen Grundwasserstockwerk von rd. 5% auf aktuell rd. 76% stetig an. Vereinzelte Niederschlagsereignisse haben dabei kaum Auswirkungen auf die Entwicklung der Grundwasserstände.
Insbesondere an den Grundwasserständen der tieferen Grundwasserstockwerke sind die Auswirkungen der letzten Trockenperioden (Juni/Juli 2017, Winter 2016/2017, Sommer/Herbst 2015) nachvollziehbar. So zeigten in den vergangenen drei Jahren nie weniger als 40% der Messstellen niedrige oder sehr niedrige Grundwasserstände. Seit ca. 10 Tagen stagniert die Anzahl der als niedrig und sehr niedrig klassifizierten Grundwassermessstellen der tieferen Grundwasserstockwerke auf einem konstant hohen Niveau. Aktuell zeigen rd. 82% aller tiefen Grundwassermessstellen niedrige oder sehr niedrige Messwerte.
Aufgrund der insgesamt zu geringen Niederschläge in den letzten Jahren weist die Grundwasserneubildung in Bayern seit 2003 ein deutliches Defizit auf. Bei anhaltendem Trockenwetter und weiterhin nur geringen Niederschlägen ist nicht mit einer Entspannung der Niedrigwassersituation zu rechnen.

Wasserqualität Fließgewässer und Seen:
In vielen Fließgewässern hat sich die Situation durch die nächtlichen kühleren Lufttemperaturen stabilisiert. Allerdings sind die Wasserstände in vielen Flüssen und Bächen auf einem sehr niedrigen Niveau. Auch die vereinzelten Niederschläge in den vergangenen Wochen haben nicht zu einer wesentlichen Verbesserung der Situation beigetragen. Die Folge: Der Lebensraum vieler Wassertiere wird stark eingeengt und die Wassertemperatur steigt im Tagesverlauf schneller an. Vielfach sind kleinere Gewässer, Quellen, aber auch Gräben trockengefallen. In diesen ausgetrockneten Abschnitten wurden auch tote Fische beobachtet, größere Fischsterben hingegen sind nicht bekannt. Vermutlich sind die Fische mit den sinkenden Wasserständen in „sichere“ Gebiete abgezogen. Algenbildungen sind an Gewässern mit hoher Temperatur und Nährstoffbelastung zu erwarten. In einigen Gewässern führt dies auch zur starken Verkrautung von Abschnitten. Seltene Muschelbestände werden kontrolliert und durch Zuleitung von Wasser oder Anstau von Gewässerabschnitten vor der Austrocknung geschützt. Die Situation ist als kritisch zu werten.
Im Rahmen des Alarmplanes Main wurde für den Meldebereich 1, von der Landesgrenze nach Hessen bei Kahl bis unterhalb der Staustufe Erlabrunn, die Meldestufe „Warnung“ aufgehoben und gilt nun die Meldestufe „Vorwarnung“. Für den Meldebereich 2, Erlabrunn stromaufwärts, gilt weiterhin die Meldestufe „Vorwarnung“ aufgrund der niedrigen Abflüsse (Alarmplan Main).
Mit dem markanten Rückgang der Lufttemperaturen durch die Kaltfront am Freitag werden auch die Wassertemperaturen in den Fließgewässern, die durch die Hitzeperiode der letzten Tage wieder deutlich angestiegen sind, absinken.
In den Seen werden die Wassertemperaturen auf hohem Niveau verbleiben. Dies fördert weiterhin eine massenhafte Entwicklung von Algen und Wasserpflanzen, die zu Beeinträchtigungen von Nutzungen führen können (z.B. einige Seen des mittelfränkischen Seenlandes). Verstärkt ist mit solchen Situationen in nährstoffreichen Kleinseen und Baggerseen zu rechnen. Blaualgenblüten, die zu Nutzungsbeeinträchtigungen führen, werden verbreitet beobachtet, auch Fischsterben werden vereinzelt in Seen in Zusammenhang mit den hohen Wassertemperaturen beobachtet.

Ausblick:
Am Freitag überquert eine Kaltfront Bayern von Nordwesten her und leitet eine markante Abkühlung ein mit Höchsttemperaturen um 15 bis 20°C. Mit gewittrigen Schauern, lokalem Starkregen und länger anhaltenden Regen in Südbayern ist bis Montag zu rechnen. Dies kann zumindest zwischenzeitlich zu einem Anstieg in den Abflüssen führen und es ist mit einem Rückgang der Wassertemperaturen zu rechnen. Die Niedrigwassersituation im Grundwasser hält weiter an.

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