Niedrigwasser-Informationsdienst Bayern

Niedrigwasser-Lagebericht Bayern

Ausgegeben am 29.08.18, 14:30 Uhr

Gewässerökologie: Alarmplan Main: Vorwarnung für die Meldebereiche 1 und 2 (Main-km: 66,6 bis 384,2).

Witterung:
Das bisherige Sommerhalbjahr bleibt, trotz zeitweiliger Starkniederschläge, bayernweit zu trocken. So summiert sich die Niederschlagsumme vom 01.05.- 28.08.2018 in Nordbayern auf 187 mm (60% vom Mittel 1981-2010) und 352 mm in Südbayern (71% vom Mittel). Im langjährigen Vergleich sind 6 Monate in Folge zu trocken und 4 Monate aufeinanderfolgend deutlich zu warm ausgefallen. Der Dürreindex der letzten 90 Tage klassifiziert insbesondere Ober- und Mittelfranken sowie Teile der Oberpfalz und des Allgäus als extrem trocken. Insgesamt sind im Sommerhalbjahr 2018 ca. doppelt so viele Sommertage (Tage mit Höchsttemperatur größer gleich 25°C) aufgetreten als im langjährigen Mittel. Damit wird das Niveau des Trockenjahres 2003 zum Teil leicht überschritten (Würzburg 2003: 83 Tage, 2018: 88 Tage). Allerdings bei der Anzahl der heißen Tage (Tage mit Höchsttemperatur größer gleich 30°C) und der Zahl der Wüstentage (Tage mit Höchsttemperatur größer gleich 35°C) hatte der Vergleichszeitraum aus 2003 verbreitet höhere Werte als 2018.

Fließgewässer:
Die Niederschläge der letzten Woche haben nur regional und vorübergehend zu einem Anstieg der Abflüsse geführt. Mit Ausnahme des äußersten Südosten Bayerns bewegen sich die Abflüsse weiterhin überwiegend im sehr niedrigen Abflussbereich. So werden an über 60% der gewässerkundlichen Pegel sehr niedrige Abflüsse auf und unter dem Niveau des langjährigen mittleren Niedrigwasserabflusses (MNQ) registriert. An einigen Pegeln liegen die Abflüsse im Bereich des niedrigsten bisher gemessenen Tageswertes (NQ). Einige kleinere Fließgewässer sind abschnittweise trockengefallen, zum Teil auch vollständig ausgetrocknet. Etwas günstiger ist die Abflusssituation an Fließgewässerabschnitten, die durch Speicherabgaben gestützt werden (siehe Speicher). Eine solche Abflusserhöhung erfolgt z. B. an der Rednitz/Regnitz durch Abgaben aus dem Brombach- sowie Rothsee oder an der Isar durch Abgaben aus dem Sylvensteinspeicher.

Seen und Speicher:
Die Wasserstände an den Seen im Süden Bayerns sind in Folge der Niederschläge zum Teil angestiegen, bewegen sich aber weiterhin auf niedrigem, z. T. sehr niedrigem Niveau.
Die Betriebsräume für Niedrigwasseraufhöhung sind aktuell zwischen 40 % und 93 % gefüllt, wobei drei Speicher unter die 50%-Marke gefallen sind. Da keine nennenswerten Niederschläge erwartet werden, wird der Niedrigwasserbetrieb an allen Talsperren fortgeführt.
Für die Überleitung in das Maingebiet ist die Lage seit Wochen unverändert. Sollte der Pegel bei Kehlheimwinzer stabil über 140 m³/s bleiben, könnte wieder Donauwasser in das Regnitz-/Maingebiet übergeleitet werden. Derzeit erfolgt die Überleitung über den Großen Brombachsee und den Rothsee. Der Sylvensteinspeicher gibt aktuell mehr Wasser in die Isar ab als zufließt, um den Mindestabfluss am Pegel Bad Tölz KW gewährleisten zu können. Die Trinkwasserspeicher Mauthaus und Frauenau sind der Jahreszeit ausreichend gefüllt. Hier sind dieses Jahr keine Einschränkungen in der Wasserlieferung an die Fernwasserversorger zu erwarten. Die für die nächsten Tage vorhergesagten Starkregen und Gewitter könnten an einigen Talsperren zu einer vorübergehende Pause des Niedrigwasserbetriebes führen und damit eine leichte Entspannung bringen.

Grundwasserstände:
Anfang dieses Jahres hatten sich die Grundwasserstände und Quellschüttungen des Oberen Grundwasserstockwerks von der letzten Trockenperiode (Juni/Juli 2017) weitgehend erholt. Seit Ende Januar stieg die Anzahl der als niedrig und sehr niedrig klassifizierten Grundwasser- und Quellmessstellen im oberen Grundwasserstockwerk von rd. 5% auf aktuell rd. 76% stetig an. Vereinzelte Niederschlagsereignisse haben dabei kaum Auswirkungen auf die Entwicklung der Grundwasserstände. Insbesondere an den Grundwasserständen der tieferen Grundwasserstockwerke sind die Auswirkungen der letzten Trockenperioden (Juni/Juli 2017, Winter 2016/2017, Sommer/Herbst 2015) nachvollziehbar. So zeigten in den vergangenen drei Jahren nie weniger als 40% der Messstellen niedrige oder sehr niedrige Grundwasserstände. Derzeit stagniert die Anzahl der als niedrig und sehr niedrig klassifizierten Grundwassermessstellen der tieferen Grundwasserstockwerke auf einem konstant hohen Niveau. Aktuell zeigen rd. 81% aller tiefen Grundwassermessstellen niedrige oder sehr niedrige Messwerte. Aufgrund der insgesamt zu geringen Niederschläge in den letzten Jahren weist die Grundwasserneubildung in Bayern seit 2003 ein deutliches Defizit auf. Bei anhaltendem Trockenwetter und weiterhin nur geringen Niederschlägen ist nicht mit einer Entspannung der Niedrigwassersituation zu rechnen.

Wasserqualität Fließgewässer und Seen:
In vielen Fließgewässern hat sich die Situation durch die nächtlichen kühleren Lufttemperaturen stabilisiert. Allerdings sind die Wasserstände in vielen Flüssen und Bächen auf einem sehr niedrigen Niveau. Auch die vereinzelten Niederschläge in den vergangenen Tagen haben nur zu einer kurzfristigen aber nicht andauernden Verbesserung der Situation beigetragen. Die Folge: Der Lebensraum vieler Wassertiere wird stark eingeengt und die Wassertemperatur steigt im Tagesverlauf schneller an. Vielfach sind kleinere Gewässer, Quellen, aber auch Gräben trockengefallen. In diesen ausgetrockneten Abschnitten wurden auch tote Fische beobachtet, größere Fischsterben hingegen sind nicht bekannt. Vermutlich sind die Fische mit den sinkenden Wasserständen in „sichere“ Gebiete abgezogen oder tote Fische wurden von Reihern oder Füchsen geholt. Algenbildungen sind an Gewässern mit hoher Temperatur und Nährstoffbelastung zu erwarten. In einigen Gewässern führt dies auch zur starken Verkrautung von Abschnitten. Seltene Muschelbestände werden kontrolliert und durch Zuleitung von Wasser oder Anstau von Gewässerabschnitten vor der Austrocknung geschützt. Die Situation ist weiterhin als kritisch zu werten. Im Rahmen des Alarmplanes Main gilt sowohl für den Meldebereich 1, von der Landesgrenze nach Hessen bei Kahl bis unterhalb der Staustufe Erlabrunn, als auch für den Meldebereich 2, Erlabrunn stromaufwärts die Meldestufe „Vorwarnung“ aufgrund der niedrigen Abflüsse (Alarmplan Main).
In ganz Bayern sind die Wasserwirtschaftsämter weiterhin in erhöhter Bereitschaft und führen zusätzliche Messungen und Kontrollen an den Gewässern durch.
In den Seen sind die Wassertemperaturen auf ein für diese Jahreszeit normales Niveau abgesunken. Eine massenhafte Entwicklung von Algen und Wasserpflanzen, die zu Beeinträchtigungen von Nutzungen führen können, ist weiterhin nicht auszuschließen, aber eher in Einzelfällen zu erwarten. Besonders ist mit solchen Situationen in nährstoffreichen Kleinseen und Baggerseen zu rechnen. Blaualgenblüten, die zu Nutzungsbeeinträchtigungen führen, können vereinzelt noch auftreten. Die Sauerstoffsituation für Fische und sonstige Wassertiere bleibt in manchen Seen weiterhin angespannt.

Ausblick:
In der Nacht zu Donnerstag (30.08.) überquert eine Kaltfront Bayern von West nach Ost und bleibt am Alpenhauptkamm hängen. Im Einzugsgebiet Alpenvorland bis Alpen sind am Donnerstag und Freitag jeweils Tagesniederschläge zwischen 15 bis 30 mm in der Fläche vorhergesagt. Die Niederschläge in Nordbayern fallen dagegen gering aus - Tageswerte zwischen 1 bis 5 mm. Von Sonntag bis Donnerstag (06.09.) setzt in weiten Teilen Bayerns ein trockener Witterungsabschnitt ein, die vorhergesagten Niederschlagsmengen sind nicht nennenswert (im Süden leichtes Gewitterrisiko), aber die Tageshöchsttemperaturen erreichen wieder sommerliche 25 bis 30°C. Der etwas nassere und kühlere Witterungsabschnitt zum Augustende wird die Niedrigwasserlage nicht grundlegend verändern. In den von Niederschlägen betroffenen Bereichen können zumindest vorübergehend die Abflüsse ansteigen. In den übrigen Bereichen wird die Niedrigwassersituation weiter anhalten.

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