Niedrigwasser-Informationsdienst Bayern

Niedrigwasser-Lagebericht Bayern

Ausgegeben am 02.11.18, 13:00 Uhr

Ein außergewöhnlich trockenes Sommerhalbjahr ist zu Ende gegangen und das milde, trockene Herbstwetter hält weiter an. Rund 72 Prozent der oberflächennahen Grundwassermessstellen weisen niedrige und sehr niedrige Grundwasserstände auf. In den tieferen Grundwasser-Stockwerken zeigen nahezu 80 Prozent der Messstellen diese Niedrigwassersituation.

Witterung:
Das gerade zu Ende gegangene hydrologische Sommerhalbjahr ist außergewöhnlich trocken ausgefallen. So summiert sich die Niederschlagsumme vom 01.05.- 31.10.2018 in Nordbayern auf 279mm (62% vom Mittel 1981-2010) und 510mm in Südbayern (76% vom Mittel). Damit ist das Sommerhalbjahr 2018 in Nordbayern das trockenste in der Beobachtungsreihe 1961 bis 2018 und in Südbayern war nur das Sommerhalbjahr 1972 noch trockener. Im langjährigen Vergleich sind im Jahr 2018 nun 9 Monate in Folge zu trocken und 7 Monate aufeinanderfolgend zu warm ausgefallen (Oktobertemperatur: + 2,2Grad, Oktoberniederschlag: 57% vom Mittel). Der Dürreindex der letzten 90 Tage klassifiziert große Teile Unter-, Mittel- und Oberfrankens als extrem trocken. Nach dem kurzzeitigen Wintereinbruch vom letzten Wochenende, sorgt die anschließende, vorherrschende südliche Luftmassenzufuhr wieder für mildes Herbstwetter.

Fließgewässer:
Die Niederschläge vom Wochenende (27./28.10.) haben in Bayern nur kurzzeitig, vor allem im Süden, zu einem Anstieg der Abflüsse in den Fließgewässern geführt. Allerdings sinken die Abflüsse verbreitet wieder. An den gewässerkundlichen Pegeln sind deshalb vielfach niedrige Abflüsse zu verzeichnen. Großteils werden Abflüsse auf und unter dem Niveau des langjährigen mittleren Niedrigwasserabflusses (MNQ) registriert und damit als sehr niedrig eingestuft. An einzelnen Pegeln bewegen sich die Abflüsse im Bereich des niedrigsten bisher gemessenen Tageswertes (NQ). Einige kleinere Fließgewässer sind abschnittweise trockengefallen, zum Teil auch vollständig ausgetrocknet. Günstiger ist die Abflusssituation an den Gewässern mit alpinem Einzugsgebiet am direkten Alpenrand oder an Fließgewässerabschnitten, die durch Speicherabgaben gestützt werden. Eine solche Abflusserhöhung erfolgt z. B. an der Rednitz/Regnitz durch Abgaben aus dem Roth- sowie Brombachsee (siehe Speicher). Bei weiterem Ausbleiben nachhaltiger Niederschläge werden die Abflüsse weiter langsam abnehmen und/oder auf dem niedrigen Niveau verharren, so dass die Niedrigwassersituation anhält.

Seen und Speicher:
An den Seen im Süden Bayerns werden vielfach niedrige, z. T. sehr niedrige Wasserstände registriert.
Die Betriebsräume für die Niedrigwasseraufhöhung liegen aktuell zwischen 24,8% und 100%, wobei zwei Speicher kurz vor der 30% Marke zur Niedrigwasseraufhöhung stehen. Ein Speicher im Norden Bayerns hat die 25% Marke unterschritten. Die Betriebsräume aller anderen Talsperren betragen über 50%. Der Donaupegel bei Kelheimwinzer liegt momentan unter dem Grenzwert von 140m³/s, welcher für eine Entnahme zur Überleitung erforderlich wäre. Kommenden Montag wird mit der jährlichen Winterabsenkung am Rothsee begonnen. Da sich die Wetterlage nicht grundlegend ändert, wird der Niedrigwasserbetrieb an allen Talsperren fortgeführt.
Der derzeitige Abfluss aus dem Rothsee wird über das Wochenende beibehalten. Der Seepegel am Großen Brombachsee stagniert bzw. sinkt leicht ab, es wird nur das Mindestwasser abgegeben. Am Sylvensteinspeicher hält sich, abgesehen von kurzen lokalen Niederschlägen, Zufluss und Abfluss die Waage.
Die Trinkwasserspeicher Mauthaus und Frauenau sind der Jahreszeit ausreichend gefüllt. Hier sind keine Einschränkungen in der Wasserlieferung an die Fernwasserversorger zu erwarten.

Grundwasserstände:
Anfang des Jahres hatten sich die Grundwasserstände und Quellschüttungen des oberen Grundwasserstockwerks von der letzten Trockenperiode (Juni/Juli 2017) weitgehend erholt. Seit Ende Januar stieg die Anzahl der als niedrig und sehr niedrig klassifizierten Grundwasser- und Quellmessstellen im oberen Grundwasserstockwerk von rd. 5% bis auf knapp 80% in der zweiten Oktoberhälfte an. Die zum Monatsende gefallenen Niederschläge führten dann v.a. in Südbayern dazu, dass aktuell rd. 72% der oberflächennahen Messstellen in Bayern niedrige und sehr niedrige Werte zeigen.
Insbesondere an den Grundwasserständen der tieferen Grundwasserstockwerke sind die Auswirkungen der letzten Trockenperioden (Juni/Juli 2017, Winter 2016/2017, Sommer/Herbst 2015) nachvollziehbar. So zeigten in den vergangenen drei Jahren nie weniger als 40% der Messstellen niedrige oder sehr niedrige Grundwasserstände. Im laufenden Jahr ist der Anteil der als niedrig und sehr niedrig klassifizierten Grundwassermessstellen der tieferen Grundwasserstockwerke stark angestiegen. Aktuell liegt er bei fast 80%.
Aufgrund der insgesamt zu geringen Niederschläge in den letzten Jahren weist die Grundwasserneubildung in Bayern seit 2003 ein deutliches Defizit auf. Bei anhaltendem Trockenwetter und weiterhin nur geringen Niederschlägen ist nicht mit einer dauerhaften Entspannung der Niedrigwassersituation zu rechnen.

Wasserqualität Fließgewässer und Seen:
Auf Grund der kühlen Witterung haben sich die Wassertemperatur und Sauerstoffverhältnisse stabilisiert. Dies ist aus gewässerökologischer Sicht positiv zu bewerten. Die Situation mit teilweise sehr geringen Abflüssen in vielen Fließgewässern ist unverändert angespannt. Durch trockengefallene Gewässerabschnitte sind die Lebensgemeinschaften hier stark beeinträchtigt. Dies betrifft auch seltene Bachmuschelbestände.
In den Seen sind die Wassertemperaturen auf ein für diese Jahreszeit normales Niveau abgesunken. Die tieferen Seen sind jedoch weiterhin temperaturgeschichtet, d.h. eine Zirkulation hat noch nicht stattgefunden. Die Sauerstoffsituation für Fische und sonstige Wassertiere bleibt daher im Tiefenwasser von Seen mit erhöhter Nährstoffbelastung weiterhin angespannt.

Ausblick:
Bis Dienstag (06.11.) herrscht trockenes Hochdruckwetter und auch für den anschließenden Witterungszeitraum bis Freitag (09.11.) sind keine relevanten Flächenniederschläge vorhergesagt, die die Niedrigwassersituation entschärfen könnten.

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