Niedrigwasser-Informationsdienst Bayern

Niedrigwasser-Lagebericht Bayern

Ausgegeben am 20.12.18, 13:00 Uhr

Nach 10 aufeinanderfolgend zu trockenen Monaten bringen die Dezemberniederschläge eine Trendumkehr. Rund 73 Prozent der oberflächennahen Grundwassermessstellen weisen niedrige und sehr niedrige Grundwasserstände auf. In den tieferen Grundwasser-Stockwerken zeigen 80 Prozent der Messstellen diese Niedrigwassersituation.

Witterung:
Im Jahr 2018 sind bis Ende November 10 Monate in Folge zu trocken und 8 Monate aufeinanderfolgend zu warm ausgefallen. Der Dezember mit den aufeinanderfolgenden Regenfällen bringt eine erste Trendumkehr. So sind vom 1. bis. 19. Dezember in Nordbayern bereits 82 mm (105% vom Mittel 1981 bis 2010) und in Südbayern 71 mm (85% vom Mittel) Niederschlag gefallen. Der Dürreindex der letzten 90 Tage klassifiziert nur noch kleine Bereiche Oberfrankens als sehr trocken. Bei häufiger westlicher Luftmassenzufuhr fiel der Dezember bisher sehr mild aus und die Anzahl der Frosttage (7 bis 13) beibt weit unter dem langjährigen Mittelwert.

Fließgewässer:
An den gewässerkundlichen Pegeln in Bayern bewegen sich die Abflüsse verbreitet im niedrigen Bereich. Die ab dem 21.12. über die Weihnachtsfeiertage vorhergesagten Niederschläge werden die Abflüsse ansteigen lassen.

Seen und Speicher:
An den Seen im Süden Bayerns bewegen sich die Wasserstände z. T. auf niedrigem bis sehr niedrigem Niveau.
Die Betriebsräume für die Niedrigwasseraufhöhung sind an den staatlichen Wasserspeichern aktuell zwischen 23% und 100% befüllt. Die Regenfälle der letzten Tage haben, vor allem an den südlich und östlich gelegenen Talsperren, zu einer Entspannung der Niedrigwassersituation beigetragen. Die nördlichen Talsperren konnten bislang ihr vorgesehenes Stauziel noch nicht wieder erreichen.
Der Donaupegel bei Kelheimwinzer überschreitet den Grenzwert von 140 m³/s kontinuierlich, sodass über den Donau-Main-Kanal der Aufstau des Rothsees ermöglicht wird. Sollten die prognostizierten Niederschläge im Einzugsgebiet der Altmühl ergiebig ausfallen, kann auch der Große Brombachsee durch die Inbetriebnahme der Altmühlüberleitung angestaut werden.
Am Sylvensteinspeicher muss derzeit keine Niedrigwasseraufhöhung betrieben werden.
Die Betriebsräume der Trinkwasserspeicher Mauthaus und Frauenau sind zu 44% bzw. 60% gefüllt. Einschränkungen bei der Wasserlieferung an die Fernwasserversorger sind nicht zu erwarten.

Grundwasserstände:
Die Dürre im Sommer und Herbst dieses Jahres führten landesweit zu sinkenden Grundwasserspiegeln und Quellschüttungen. Die Anzahl der als niedrig und sehr niedrig klassifizierten Grundwasser- und Quellmessstellen im oberen Grundwasserstockwerk stieg von rd. 5% Ende Januar bis auf rd. 82% in der zweiten Novemberhälfte an. An vielen Messstellen wurden im Laufe des Jahres neue Niedrigstwerte registriert. Die Niederschläge der ersten Dezemberwoche führten zu einer vorübergehenden, leichten Entspannung der Niedrigwassersituation. Aktuell zeigen aber wieder rd. 73% der oberflächennahen Messstellen in Bayern niedrige und sehr niedrige Werte.
Insbesondere an den Grundwasserständen der tieferen Grundwasserstockwerke sind die Auswirkungen der letzten Trockenperioden (Juni/Juli 2017, Winter 2016/2017, Sommer/Herbst 2015) nachvollziehbar. So zeigten in den vergangenen drei Jahren nie weniger als 40% der Messstellen niedrige oder sehr niedrige Grundwasserstände. Im laufenden Jahr ist der Anteil der als niedrig und sehr niedrig klassifizierten Grundwassermessstellen der tieferen Grundwasserstockwerke stark angestiegen und lag seit Mitte Oktober konstant hoch bei rd. 80 %. Aktuell zeigen rd. 80% der tiefen Messstellen in Bayern niedrige und sehr niedrige Werte.
Aufgrund der insgesamt zu geringen Niederschläge in den letzten Jahren weist die Grundwasserneubildung in Bayern seit 2003 ein deutliches Defizit auf. Mit einer dauerhaften Entspannung der Niedrigwassersituation im Grundwasser ist nur bei einem stark überdurchschnittlich feuchten Winterhalbjahr zu rechnen.

Wasserqualität Fließgewässer und Seen:
In den Wintermonaten sind bei niedrigen Wassertemperaturen in der Regel sehr gute Sauerstoffverhältnisse gegeben. Eine ausreichende Sauerstoffversorgung stellt eine der wichtigsten Lebensgrundlagen für Gewässerorganismen dar. Von einer negativen Beeinflussung in Folge der Wassertemperatur oder des Sauerstoffgehalts ist somit nicht auszugehen.
Bis in den Herbst hinein traten in 2018 sehr geringe Abflüsse in vielen Fließgewässern auf. Zahlreiche Gewässerabschnitte sind im Laufe des Jahres ausgetrocknet. Trockengefallene Gewässerabschnitte bieten den meisten wasserbewohnenden Lebewesen keine Lebensgrundlage mehr. Eine Ausnahme bilden lediglich einige speziell an diese Verhältnisse angepasste Arten. Wie sehr die Lebensgemeinschaften durch das Trockenfallen geschädigt wurden, kann erst durch Untersuchungen im nächsten Jahr überprüft werden.

In den Seen sind die Wassertemperaturen auf ein für diese Jahreszeit normales Niveau abgesunken. Die tieferen Seen sind jedoch weiterhin temperaturgeschichtet, d.h. eine Zirkulation hat noch nicht stattgefunden. Die Sauerstoffsituation für Fische und sonstige Wassertiere bleibt daher im Tiefenwasser von Seen mit erhöhter Nährstoffbelastung weiterhin angespannt. Längerfristig und großräumig trocken gefallene Uferbänke können für bodengebundene Organismen, z.B. Muscheln, einen Verlust des Lebensraums darstellen.

Ausblick:
Bis zum 24.12.2018 (Hl. Abend) wird Bayern mit einer Westwetterlage und regnerischem Wetter beschert. Anschließend, bis 3. Januar 2019, gelangt Bayern in eine Nordwestströmung und es kommt zu einer Wetterberuhigung. Das heißt nur zeitweilig fällt Niederschlag, zum Teil als Schnee und die Tageshöchsttemperaturen erreichen dann nur noch Werte bis ca. + 5°C.
Das Niederschlagsgeschehen der nächsten 15 Tage wird die Niedrigwassersituation leicht entspannen.

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