Niedrigwasser-Informationsdienst Bayern

Niedrigwasser-Lagebericht Bayern

Ausgegeben am 02.05.19, 14:30 Uhr

Das hydrologische Winterhalbjahr fiel zu trocken aus. Rund 56 Prozent der oberflächennahen Grundwassermessstellen weisen niedrige und sehr niedrige Grundwasserstände auf. In den tieferen Grundwasser-Stockwerken zeigen 73 Prozent der Messstellen diese Niedrigwassersituation.

Witterung:
Im hydrologischen Winterhalbjahr (01.11.2018 bis 30.04.2019) summierte sich der Niederschlag auf 369mm in Nordbayern (95% vom Mittel 1981-2010) und 427mm in Südbayern (95% vom Mittel) und damit liegen die Niederschlagssummen nur um ca. 10mm über dem ebenfalls zu trockenen Vorjahreswinterhalbjahr 2017/2018. Das Niederschlagsdefizit verursachten die zu trockenen Monate November 2018, Februar 2019 und April 2019 - in Südbayern zusätzlich März 2019. Die Analyse der Temperaturverhältnisse ergibt einen deutlich zu warmen April (+ 2,5 Grad über dem Mittel 1981-2010) und den bereits 13ten zu warmen Monat in Folge. Überdurchschnittlich fiel auch die Anzahl der April-Sommertage aus (München: 2, Kitzingen: 5).

Fließgewässer:
Derzeit werden nahezu bayernweit an den gewässerkundlichen Messstellen für die Jahreszeit niedrige Abflüsse registriert. An einzelnen Pegeln liegen die Abflüsse unterhalb des langjährigen mittleren Niedrigwasserabflusses (MNQ) und werden als sehr niedrig eingestuft. Günstiger ist die Abflusssituation an den Fließgewässern im Alpenbereich durch die Schneeschmelze und an Fließgewässerabschnitten, die durch Speicherabgaben gestützt werden. Eine solche Abflusserhöhung erfolgt z. B. an der Rednitz/Regnitz durch Abgaben aus dem Roth- sowie Brombachsee.

Seen und Speicher:
An einigen Seen im Süden Bayerns sind niedrige, z.T. auch sehr niedrige Wasserstände zu verzeichnen.
Infolge eines niederschlagsreichen Winters konnten nahezu alle staatlichen Talsperren wieder das angestrebte Sommerstauziel erreichen. Die Betriebsräume für die Niedrigwasseraufhöhung sind aktuell zwischen 89% und 100% gefüllt. Nur am Großen Brombachsee konnte bisher das sehr trockene Jahr 2018 noch nicht vollständig kompensiert werden. Hier beträgt der Füllgrad derzeit lediglich 71%. Der Abflusswert beim Donaupegel Kelheimwinzer ist mit rund 190m³/s ausreichend hoch, um über den Donau-Main-Kanal den Rothsee zu befüllen.
Die Betriebsräume der Trinkwasserspeicher Mauthaus und Frauenau sind zu 94% bzw. 100% gefüllt. Die Wasserlieferung an die Fernwasserversorger kann uneingeschränkt erfolgen.

Grundwasserstände:
Die ausgeprägte Trockenheit 2018 führte landesweit zu sinkenden Grundwasserständen und Quellschüttungen, mit der Folge, dass an einer sehr großen Zahl von Messstellen auch neue Niedrigstwerte registriert wurden.
Die Anzahl der als niedrig und sehr niedrig klassifizierten Messstellen im oberen Grundwasserstockwerk stieg im Jahresverlauf 2018 bis Anfang Dezember auf ein Maximum von rd. 84% an. Die weiteren Niederschläge im Verlauf des Winterhalbjahres führten dann vorübergehend zu einer Entspannung der Niedrigwassersituation. So wiesen im März zwischenzeitlich nur noch rd. 26% der Messstellen niedrige oder sehr niedrige Werte auf. In Folge der anschließenden Trockenheit sanken die Grundwasserstände in den letzten Wochen erneut deutlich. Aktuell werden an rd. 56% der oberflächennahen Messstellen in Bayern niedrige oder sehr niedrige Werte gemessen. Zum Vergleich: Am 01.05.2018 lag der entsprechende Anteil bei rund 30%.

An den Grundwasserständen der tieferen Grundwasserstockwerke sind die Auswirkungen der in Summe zu trockenen letzten Jahre zu erkennen. So wiesen zuletzt im Juni 2015 weniger als 40% der Messstellen niedrige oder sehr niedrige Grundwasserstände auf. Aktuell zeigen rd. 73% der tiefen Messstellen in Bayern niedrige und sehr niedrige Werte.
Aufgrund der insgesamt zu geringen Niederschläge in den letzten Jahren weist die Grundwasserneubildung in Bayern seit 2003 ein deutliches Defizit auf. Auch das Winterhalbjahr 2018/19 führte mit insgesamt leicht unterdurchschnittlichen Niederschlagsmengen nicht zu einer nachhaltigen Entspannung der Niedrigwassersituation im Grundwasser. Da die Auffüllung der Grundwasservorräte vor allem im Winterhalbjahr erfolgt, kann derzeit nur bei sehr ergiebigen Niederschlägen eine nachhaltige Entspannung der Niedrigwassersituation erwartet werden.

Wasserqualität Fließgewässer und Seen:
Die in Bayern verbreitet auftretenden geringen Abflüsse führen bisher nicht zu größeren Beeinträchtigungen in gewässerökologischer Hinsicht. Besonders bedeutsam sind hierfür die Wassertemperatur und die Sauerstoffverhältnisse, die noch einem günstigen Bereich liegen.
In den Seen konnte während des Winters der Sauerstoffgehalt durch Zirkulation auch in der Tiefe auf ein normales Niveau aufgefüllt werden, die Situation hat sich dadurch entspannt. Ob am Ufer abgelegte Eier wasserlebender Tiere durch die Niedrigwassersituation geschädigt und damit die Gesellschaften der Lebewesen geschwächt werden wird man erst mit künftigen Untersuchungen feststellen können.

Ausblick:
Der Witterungsabschnitt bis zum 16. Mai 2019 wird durch häufigen Tiefdruckeinfluss geprägt, anfangs (bis ca. 06.05.) durch eine Nordlage mit polarer Luftmassenzufuhr und Stauniederschlägen an den Alpen (Schneefallgrenze um 700m). Anschließend wird eine westliche bis südwestliche Strömung mit eingelagerten Tiefdruckgebieten vorhergesagt. Aufeinanderfolgende Niederschlagstage werden die Niedrigwasserlage etwas entspannen.

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