Niedrigwasser-Informationsdienst Bayern

Niedrigwasser-Lagebericht Bayern

Ausgegeben am 05.09.19, 16:00 Uhr

Seit Jahresbeginn folgten acht zu warme Monate aufeinander und im Maingebiet blieben alle drei Sommermonate zu trocken. Rund 56 Prozent der oberflächennahen Grundwassermessstellen weisen niedrige und sehr niedrige Grundwasserstände auf. In den tieferen Grundwasser-Stockwerken zeigen 82 Prozent der Messstellen diese Niedrigwassersituation.

Witterung:
Das bisherige hydrologische Sommerhalbjahr (01.05. bis 05.09.2019) fiel in Nordbayern (Niederschlagssumme: 259mm, 80% vom Mittel 1981-2010) und in Südbayern (506mm, 98% vom Mittel) zu trocken aus. Im Maingebiet war der August der dritte zu trockene Monat in Folge und der Dürreindex der letzten 90 Tage weist große Teile Oberfrankens als extrem trocken aus. Seit Jahresbeginn verzeichnet Bayern im langjährigen Vergleich acht aufeinanderfolgend zu warme Monate. Der September startete mit 1 (z.B. Augsburg) bis 3 Sommertagen (z.B. Würzburg, bevor ein kühlerer Witterungsabschnitt einsetzte.

Fließgewässer:
Fehlende Niederschläge haben die Abflüsse im Osten und Norden Bayerns weiter sinken oder auf niedrigem Niveau stagnieren lassen. So liegen die Abflüsse mit Ausnahme der Alpen, des Alpenvorlandes, an der Donau sowie an Fließgewässerabschnitten, die durch Speicher gestützt werden, verbreitet unterhalb des langjährigen mittleren Abflusses (MNQ) und werden als sehr niedrig eingestuft. Besonders betroffen sind die Bereiche nördlich der Donau sowie Niederbayern. Hier liegen an einigen Pegeln die Abflüsse im Bereich des niedrigsten bisher gemessenen Tageswertes (NQ). Einige kleinere Fließgewässer sind abschnittweise trockengefallen, zum Teil auch vollständig ausgetrocknet.

Seen und Speicher:
An einigen Seen im Südosten Bayerns sind sehr niedrige Wasserstände zu verzeichnen. An den staatlichen Talsperren sind die Betriebsräume zur Niedrigwasseraufhöhung zwischen 53 und 100% gefüllt. Ein Nord – Süd Gefälle, bezüglich der Füllung der Betriebsräume, zugunsten Südbayerns ist weiterhin erkennbar. Das Überleitungssystem Donau-Main kann über den Main-Donau-Kanal unter Mitwirkung des Rothsees das Maingebiet planmäßig mit Donauwasser versorgen.
Die Betriebsräume der Trinkwasserspeicher Mauthaus und Frauenau sind der Jahreszeit entsprechend gut gefüllt. Die Wasserlieferung an die Fernwasserversorger erfolgt uneingeschränkt.

Grundwasserstände:
Aktuell weisen 56 Prozent der oberflächennahen Grundwassermessstellen niedrige und sehr niedrige Werte auf. In den tieferen Grundwasserstockwerken zeigen 82 Prozent der Messstellen diese Niedrigwassersituation. An mehreren Messstellen werden neue Niedrigstwerte registriert. Auf Grund der Trockenheit im letzten Augustdrittel kam es zu einer erneuten Verschärfung der Niedrigwassersituation im oberen Grundwasserstockwerk. In weiten Teilen Bayerns liegen die aktuellen Grundwasserstände und Quellschüttungen in etwa auf dem Niveau des trockenen Vorjahres. In Nordbayern sind sie zum Teil auch unter dem Niveau des Vorjahres. Lediglich im Voralpenland und entlang einiger südbayerischer Fließgewässer weist eine größere Anzahl an Messstellen normale Verhältnisse auf.
In den tieferen Grundwasserstockwerken zeigen sich weiterhin die Auswirkungen der letzten Trockenjahre, insbesondere des Jahres 2018. So bewegte sich im bisherigen Jahresverlauf die Anzahl der als niedrig und sehr niedrig klassifizierten Grundwassermessstellen durchgehend zwischen 55% und 82%. Es kann demnach noch von keiner Entspannung der Situation in den tieferen Grundwasserstockwerken gesprochen werden.
Bei anhaltendem Trockenwetter ist mit einer weiteren Verschärfung der Niedrigwassersituation im Grundwasser zu rechnen.

Wasserqualität Fließgewässer und Seen:
Die gewässerökologische Situation in unseren Fließgewässern wird maßgeblich durch das Zusammenspiel von Wassertemperatur, Sauerstoff und Abfluss bzw. Wasserstand und Strömung bestimmt. Noch immer weisen viele Fließgewässer einen sehr geringen Abfluss auf. Gleichzeitig hat sich in den wasserführenden Gewässern aber die Wassertemperatur etwas abgesenkt. Dies sorgt für eine Entspannung bei den Fließgewässern im Hinblick auf die Gewässerökologie. Überschreitungen der festgelegten Orientierungswerte der Wassertemperatur für die betroffenen charakteristischen Fischgemeinschaften werden an den gewässerkundlichen Pegeln nicht mehr gemessen.
Extrem kritisch auf Grund der geringen Abflüsse ist noch immer die Situation in den Flussperlmuschelgewässern. Oft sind nur noch tiefere Kolke wassergefüllt und ein Abfluss nicht mehr vorhanden. Es werden noch immer Stützungsmaßnahmen durch Einleitung von Wasser mit Hilfe von Tankwagen durchgeführt.
Am Main liegt für den gesamten Meldebereich keine Warnung vor.
Die Witterung der vergangenen Tage trägt bzgl. der bayerischen Seen (bis auf wenige Ausnahmen) zur momentan eher entspannten Niedrigwassersituation bei. Die See-Temperaturen vor allem der oberflächlichen Schichten sind etwas abgekühlt. Die Gefahr entstehender Algenblüten ist dadurch geringer geworden, jedoch nicht vorbei. Die für die nächsten Tage vorhergesagten kühleren Temperaturen werden das Auftreten der Algenblüten aber nicht fördern.

Ausblick:
Gemäß DWD-Vorhersagen sorgt mitteleuropäischer Tiefdruckeinfluss in den nächsten Tagen für wechselhaftes und regnerisches Wetter mit einem Niederschlagsschwerpunkt im südlichen und östlichen Bayern. Vom 11. bis 19. September wird eine Wetterberuhigung mit geringer Niederschlagstätigkeit (Höchsttemperaturen 18 bis 22°C) erwartet, wobei noch die Verlagerung des ehemaligen Hurrikans ex-Dorian eine Rolle spielen kann. Die Niedrigwasserlage wird sich insbesondere im nördlichen Franken weiter fortsetzen.

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