Niedrigwasser-Informationsdienst Bayern

Niedrigwasser-Lagebericht Bayern

Ausgegeben am 19.09.19, 15:00 Uhr

Im bisherigen hydrologischen Sommerhalbjahr erreichen die nordbayerischen Regenmengen nur die Hälfte der südbayerischen Werte. Rund 59 Prozent der oberflächennahen Grundwassermessstellen weisen niedrige und sehr niedrige Grundwasserstände auf. In den tieferen Grundwasser-Stockwerken zeigen 78 Prozent der Messstellen diese Niedrigwassersituation.

Witterung:
Das bisherige hydrologische Sommerhalbjahr (01.05. bis 18.09.2019) fiel in Nordbayern (Niederschlagssumme: 275mm, 77% vom Mittel 1981-2010) und in Südbayern (549mm, 98% vom Mittel) zu trocken aus. Die Starkniederschläge des neunten Septembers mit ihrem Schwerpunkt in Oberfranken haben die Situation nicht nachhaltig verändert. So klassifiziert der Dürreindex der letzten 90 Tage das nördliche Franken verbreitet als extrem trocken. Seit Jahresbeginn verzeichnet Bayern im langjährigen Vergleich acht aufeinanderfolgend zu warme Monate. Auch der bisherige September zeigt häufig eine spätsommerlich-warme Witterung mit 3 (z.B. Augsburg) bis 5 Sommertagen (z.B. Würzburg).

Fließgewässer:
Die Abflüsse im Osten und Norden Bayerns sind weiterhin auf niedrigem Niveau. So liegen die Abflüsse mit Ausnahme der Alpen, des Alpenvorlandes, an der Donau sowie an Fließgewässerabschnitten, die durch Speicher gestützt werden, verbreitet unterhalb des langjährigen mittleren Abflusses (MNQ) und werden als sehr niedrig eingestuft. Besonders betroffen sind weiterhin die Bereiche nördlich der Donau sowie Niederbayern.

Seen und Speicher:
An einigen Seen im Südosten Bayerns sind sehr niedrige Wasserstände zu verzeichnen. An den staatlichen Talsperren sind die Betriebsräume zur Niedrigwasseraufhöhung zwischen 46 und 100% gefüllt. Ein Nord–Süd-Gefälle bezüglich der Füllung der Betriebsräume, zugunsten Südbayerns ist deutlich erkennbar. Weiterhin steuern einige Speicher ihr meist um 2m tieferes Winterstauziel für den Oktober an.
Das Überleitungssystem Donau-Main kann derzeit über den Main-Donau-Kanal, unter Mitwirkung des Rothsees, das Maingebiet planmäßig mit Donauwasser versorgen.
Die Betriebsräume der Trinkwasserspeicher Mauthaus und Frauenau sind der Jahreszeit entsprechend gut gefüllt. Die Wasserlieferung an die Fernwasserversorger erfolgt uneingeschränkt.

Grundwasserstände:
Aktuell weisen 59 Prozent der oberflächennahen Grundwassermessstellen niedrige und sehr niedrige Werte auf. In den tieferen Grundwasserstockwerken zeigen 78 Prozent der Messstellen diese Niedrigwassersituation. An vielen Messstellen wurden im Jahr 2019 bereits neue Niedrigstwerte registriert. Auf Grund der Trockenheit der letzten Wochen kam es zu einer weiteren Verschärfung der Niedrigwassersituation im oberen Grundwasserstockwerk. In weiten Teilen Bayerns liegen die aktuellen Grundwasserstände und Quellschüttungen in etwa auf dem Niveau des trockenen Vorjahres, in Nordbayern sind sie zum Teil auch darunter. Lediglich in Teilen des Voralpenlandes und entlang einiger südbayerischer Fließgewässer weist eine größere Anzahl an Messstellen normale Verhältnisse auf.
In den tieferen Grundwasserstockwerken zeigen sich weiterhin die Auswirkungen der letzten Trockenjahre, insbesondere des Jahres 2018. So bewegte sich im bisherigen Jahresverlauf die Anzahl der als niedrig und sehr niedrig klassifizierten Grundwassermessstellen durchgehend zwischen 55% und 82%. Es kann demnach noch von keiner Entspannung der Situation in den tieferen Grundwasserstockwerken gesprochen werden.
Bei anhaltendem Trockenwetter ist mit einer weiteren Verschärfung der Niedrigwassersituation im Grundwasser zu rechnen.

Wasserqualität Fließgewässer und Seen:
Die gewässerökologische Situation in unseren Fließgewässern wird maßgeblich durch das Zusammenspiel von Wassertemperatur, Sauerstoff und Abfluss bzw. Wasserstand und Strömung bestimmt. Noch immer weisen viele Fließgewässer einen sehr geringen Abfluss auf. Gleichzeitig hat sich in den wasserführenden Gewässern die Wassertemperatur deutlich abgesenkt. Dies sorgt für eine Entspannung bei den Fließgewässern im Hinblick auf die Gewässerökologie. Überschreitungen der festgelegten Orientierungswerte der Wassertemperatur für die betroffenen charakteristischen Fischgemeinschaften werden an den gewässerkundlichen Pegeln nicht mehr gemessen.
Extrem kritisch auf Grund der geringen Abflüsse ist noch immer die Situation in den Flussperlmuschelgewässern. Die Niederschläge der letzten Tage haben nur zu einem kurzzeitigen Anstieg des Wasserstandes geführt.
Am Main liegt im Moment keine Warnung vor. Der Sauerstoffgehalt ist aber sehr niedrig und der Abfluss liegt nur geringfügig über dem sommerlichen mittleren Niedrigwasser.
Die Witterung der vergangenen Tage trägt bzgl. der bayerischen Seen (bis auf wenige Ausnahmen) zur momentan eher entspannten Niedrigwassersituation bei. Die See-Temperaturen vor allem der oberflächlichen Schichten sind etwas abgekühlt. Die Gefahr entstehender Algenblüten ist dadurch geringer geworden, jedoch nicht vorbei. Die für die nächsten Tage und vor allem Nächte vorhergesagten kühleren Temperaturen lassen das Auftreten der Algenblüten unwahrscheinlicher werden.

Ausblick:
Gemäß DWD-Vorhersagen herrscht bis zum Sonntag (22.09.2019) noch trockener Hochdruckwettereinfluss. In den darauffolgenden Tagen sorgt eine Luftmassenzufuhr aus südlichen Richtungen für mäßig warme Witterung (Höchsttemperaturen um 20°C) mit zeitweiligen frontalen Regenfällen. Im Zeitraum vom 28.09. bis 02.10.2019 wird bei westlicher bis nördlicher Luftmassenzufuhr ein kühlerer, wechselhafter Witterungsabschnitt mit geringen Niederschlagsmengen erwartet. Das Niederschlagsdefizit des Sommers wird nicht ausgeglichen und die Niedrigwasserlage kann sich ausweiten.

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