Niedrigwasser-Informationsdienst Bayern

Niedrigwasser-Lagebericht Bayern

Ausgegeben am 05.11.19, 17:30 Uhr

Das hydrologische Sommerhalbjahr fiel insbesondere in Nordbayern zu trocken aus. Rund 48 Prozent der oberflächennahen Grundwassermessstellen weisen niedrige und sehr niedrige Grundwasserstände auf. In den tieferen Grundwasser-Stockwerken zeigen 69 Prozent der Messstellen diese Niedrigwassersituation.

Witterung:
Das hydrologische Sommerhalbjahr (01.05. bis 31.10.2019) fiel bayernweit zu trocken aus. So beträgt die Niederschlagssumme für Nordbayern 376mm (84% vom Mittel 1981-2010) und für Südbayern 661mm (98% vom Mittel). Allerdings war das Sommerhalbjahr des Vorjahres 2018 deutlich trockener (Nordbayern:279mm, Südbayern:510mm). Im Oktober 2019 regnete es in Nordbayern 69mm (107% vom Mittel) und in Südbayern 95mm (128% vom Mittel) und in Verbindung mit den zahlreichen Niederschlagstagen des Novemberanfangs klassifiziert der Dürreindex der letzten 90 Tage normale Verhältnisse. Die Temperaturbilanz des Sommerhalbjahres zeigt bis einschließlich Oktober 2019 fünf aufeinanderfolgend zu warme Monate.

Fließgewässer:
Bayernweite Niederschläge haben die Abflüsse ansteigen lassen. Niedrige, z. T. sehr niedrige (unterhalb des langjährigen mittleren Abflusses (MNQ), Abflüsse werden derzeit vor allem noch im Südosten Bayerns registriert.

Seen und Speicher:
An einigen Seen im Süden Bayerns sind niedrige Wasserstände zu verzeichnen. An den staatlichen Talsperren sind die Betriebsräume zur Niedrigwasseraufhöhung zwischen ca. 60 und 100% gefüllt. Der Betriebsraum für die Niedrigwasseraufhöhung an der Förmitztalsperre beträgt etwas über 40%. Die Füllstände der Betriebsräume der restlichen Speicher verteilen sich entsprechend der Niederschläge der vergangenen Monate zu einem Nord-Süd-Gefälle zugunsten Südbayerns. Dieses dürfte auch über die nächsten Wochen, bei unveränderter Wetterlage, bestehen bleiben.
Das Überleitungssystem Donau-Main kann derzeit über den Main-Donau-Kanal unter Mitwirkung des Rothsees das Maingebiet planmäßig mit Donauwasser versorgen.
Die Betriebsräume der Trinkwasserspeicher Mauthaus und Frauenau sind der Jahreszeit entsprechend gefüllt. Die Wasserlieferung an die Fernwasserversorger erfolgt uneingeschränkt.

Grundwasserstände:
Die Niederschläge im hydrologischen Sommerhalbjahr fielen insgesamt zu niedrig aus. Entsprechend liegen die aktuellen Grundwasserstände und Quellschüttungen an vielen Messstellen in Nordbayern weiterhin in etwa auf dem Niveau des trockenen Vorjahres 2018. In Südbayern sind die Grundwasserstände und Quellschüttungen oftmals höher als im November 2018, wenngleich die langjährigen Mittelwerte vielfach noch nicht erreicht werden.
Aktuell weisen etwa 48 Prozent der oberflächennahen Grundwassermessstellen niedrige und sehr niedrige Grundwasserstände auf. In den tieferen Grundwasserstockwerken zeigen derzeit etwa 69 Prozent der Messstellen diese Niedrigwassersituation. An vielen Messstellen wurden im bisherigen Jahresverlauf 2019 auch neue Niedrigstwerte registriert.
Auf Grund der teils ergiebigen Niederschläge der ersten Oktoberhälfte sowie zu Beginn des Novembers ist eine weitere Verschärfung der Niedrigwassersituation im oberen Grundwasserstockwerk ausgeblieben. Noch kann jedoch nicht von einer spürbaren Entspannung der Gesamtsituation gesprochen werden.
In den tieferen Grundwasserstockwerken zeigen sich nach wie vor die Auswirkungen der letzten Trockenjahre, insbesondere des Jahres 2018. So bewegte sich im bisherigen Jahresverlauf die Anzahl der als niedrig und sehr niedrig klassifizierten Grundwasser-messstellen durchgehend zwischen 55% und 82%. Seit Mitte Juli stagniert der Anteil auf hohem Niveau (meist > 70%).

Wasserqualität Fließgewässer und Seen:
Die gewässerökologische Situation in unseren Fließgewässern wird maßgeblich durch das Zusammenspiel von Wassertemperatur, Sauerstoff und Abfluss bzw. Wasserstand und Strömung bestimmt. Noch immer weisen viele Fließgewässer einen sehr geringen Abfluss auf.
Die Wassertemperaturen sind mit den herbstlichen Witterungsbedingungen in ganz Bayern inzwischen deutlich abgesunken und liegen gewässerökologisch in einem günstigen Bereich. Überschreitungen der festgelegten Orientierungswerte der Wassertemperatur für die betroffenen charakteristischen Fischgemeinschaften werden an den gewässerkundlichen Pegeln nicht mehr gemessen.
Sehr kritisch ist noch immer die Situation in den Flussperlmuschelgewässern. Viele Gewässer waren im Laufe des Sommers trockengefallen. Viele Muschelbestände mussten umgesiedelt werden. Ob diese Rettungsmaßnahmen die Vorkommen der Flussperlmuschel langfristig sichern werden, bleibt abzuwarten. Die Niederschläge der letzten Zeit haben nur zu einem kurzzeitigen Anstieg des Wasserstandes geführt. In den meisten Muschelgewässern liegen die Abflüsse noch immer im Bereich des Mittleren Niedrigwassers (MNQ) oder sogar darunter.
Am Main liegen keine Meldungen mehr im Rahmen des gewässerökologischen Alarmplanes vor. Der Sauerstoffgehalt und Wassertemperatur liegen in einem günstigen Bereich.

Die momentan in vielen Seen fallenden und auch bereits in einigen Seen niedrigen Wasserstände können zu einem Trockenfallen von Uferbänken führen. Somit stehen sie als Lebensraum für die normalerweise dort lebenden Organismen wie Schnecken, Muscheln, Insektenlarven, Wasserpflanzen und Aufwuchsalgen nicht zur Verfügung. Röhrichtbestände, die u.a. als Laichhabitat und Unterstand für Amphibien, Fische und andere Wassertiere fungieren, können vom Wasser abgeschnitten werden. Welche Auswirkungen diese Trockenperioden auf die in diesen Bereichen lebenden Tier- und Pflanzengesellschaften haben werden, wird sich erst bei zukünftigen Untersuchungen herausstellen.
Die See-Temperaturen vor allem der oberflächlichen Schichten sind nochmals abgekühlt. Eine Vollzirkulation war bisher allerdings noch nicht möglich. Die Sauerstoffsituation in den tieferen Wasserschichten ist daher gerade in nährstoffreicheren Seen angespannt. Die jahreszeitlich bedingt kürzeren Tage, längeren Nächte und tieferen Lufttemperaturen der nächsten Zeit lassen die Abkühlung weiter voranschreiten. Die Gefahr von auftretenden Algenblüten wird dadurch weiterhin geringer.

Ausblick:
Gemäß DWD-Vorhersagen sind die Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen im Zeitraum bis zum 10.11.2019 gering. Für den Folgezeitraum bis Anfang Dezember werden die Niederschläge als etwas zu trocken im Vergleich zum langjährigen Mittel 1999 bis 2018 prognostiziert. Die Niedrigwasserlage wird sich nicht grundlegend ändern.

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