Niedrigwasser-Informationsdienst Bayern

Niedrigwasser-Lagebericht Bayern

Ausgegeben am 24.09.20, 14:30 Uhr

Weite Teile Unterfrankens zeigen ein deutliches Niederschlagsdefizit. Rund 54 Prozent der oberflächennahen Grundwassermessstellen und Quellen weisen niedrige und sehr niedrige Grundwasserstände auf. In den tieferen Grundwasser-Stockwerken zeigen 74 Prozent der Messstellen diese Niedrigwassersituation.

Witterung:
Die Niederschlagssumme im bisherigen hydrologischen Sommerhalbjahr (01. Mai bis 23. September 2020) erreicht in Nordbayern 308mm (86% vom Mittel 1971 bis 2000) und in Südbayern 574mm (101% vom Mittel). Im bisherigen September (1. bis 23. September) ist wieder ein großes Niederschlagsdefizit entstanden (Abb. 1) und einige Stationen Nordwestbayerns verzeichneten eine 23-tägige Trockenperiode. Dadurch klassifiziert der Dürreindex der letzten 90 Tage weite Teile Unterfrankens als mäßig bis sehr trocken. In der Temperaturbilanz weist der September mehr als doppelt so viele Sommertage auf als das langjährige Mittel.

Fließgewässer:
Die Niedrigwassersituation hat sich an den Fließgewässern seit Anfang September weiter verstärkt. Derzeit werden mit Ausnahme des südöstlichen Bayerns nahezu flächendeckend niedrige, nördlich der Donau sehr niedrige Abflüsse (d. h. der langjährige mittlere Niedrigwasserabfluss wird unterschritten) registriert. An einzelnen Pegeln bewegen sich die Abflüsse im Bereich des niedrigsten bisher gemessenen Tageswertes (NQ). Günstiger ist die Abflusssituation an Fließgewässerabschnitten, die durch Speicherabgaben gestützt werden. Eine solche Abflusserhöhung erfolgt z. B. an der Rednitz/Regnitz durch Abgaben aus dem Roth- sowie Brombachsee. Die für die kommenden Tage erwarteten Niederschläge werden zumindest vorübergehend für eine Entspannung in weiten Teilen Bayerns sorgen.

Seen und Speicher:
Auch an den Seen im Süden Bayerns sind die Wasserstände abgesunken. So werden an einigen Seen mittlerweile niedrige, vereinzelt sehr niedrige Wasserstände registriert. Auch hier werden in den kommenden Tagen die Wasserstände zumindest vorübergehend wieder ansteigen.
An den staatlichen Talsperren sind die Betriebsräume zur Niedrigwasseraufhöhung zwischen 61 und 100% gefüllt. Die Seestände liegen, der Jahreszeit entsprechend, auf einem guten Niveau. Für die Umstellung auf den Winterstau befinden sich einige Speicher bereits im Abstau.
Das Überleitungssystem Donau-Main mit dem Rothsee kann derzeit über den Main-Donau-Kanal mit Donauwasser versorgt werden, da der Pegel bei Kelheimwinzer über der festgelegten Mindestwasserführung liegt. Sperrzeiten für den Pumpbetrieb sind für den fallenden Speicherpegel am Rothsee verantwortlich.
Die Betriebsräume der Trinkwasserspeicher Mauthaus und Frauenau sind der momentanen Wettersituation entsprechend gefüllt. Die Wasserlieferung an die Fernwasserversorger erfolgt uneingeschränkt.

Grundwasserstände:
Die Niedrigwassersituation im oberen Grundwasserstockwerk erreichte im Jahr 2020 bisher Ende Januar (rd. 84%) und Anfang Juni (rd. 71%) ein Maximum, welches im Anschluss jeweils durch ausgeprägte Niederschläge unterbrochen wurde (Abb. 2).
Diese Erholungsphasen beschränkten sich jedoch auf überwiegend schnell regenerierende Grundwasservorkommen entlang der Fließgewässer sowie auf Grundwasservorkommen mit geringer Überdeckung und erwiesen sich als nicht nachhaltig. Der bisher deutlich zu trockene September führte hier zuletzt wieder zu einer Zunahme der Anzahl niedrig klassifizierter Messstellen.
An vielen fließgewässerfernen Grundwassermessstellen werden nach wie vor sehr niedrige Grundwasserstände, bzw. vermehrt auch neue Niedrigstwerte registriert. Besonders betroffen sind vor allem Messstellen im fränkischen und schwäbischen Jura, in der oberen Süßwassermolasse zwischen Alpenvorland und Donau sowie zum Teil im fränkischen Sandsteinkeuper. Über ganz Bayern betrachtet liegt aktuell der Anteil der niedrig klassifizierten Messstellen im Vergleich zum 23.September der Vorjahre geringfügig unter dem Niveau von 2019 (rd. 57 %) und unter dem Niveau von 2018 (rd. 64 %).
Aufgrund der zu geringen Niederschläge der letzten Jahre weist die Grundwasserneubildung in Bayern seit 2003 ein Defizit auf. Durch die zuletzt gehäuft aufgetretenen Trockenjahre (2015, 2018, 2019) kann dieses Defizit nicht durch einzelne regenreiche Wochen ausgeglichen werden. Insbesondere (Stark-)Niederschläge in hoher Menge und kurzer Dauer fließen auf ausgetrockneten Böden teilweise direkt wieder an der Oberfläche ab. In Kombination mit der hohen Pflanzenverdunstung im Sommerhalbjahr (Mai-Oktober) stehen die Niederschläge für eine Auffüllung der Grundwasservorräte daher nur zu einem vergleichsweise geringen Anteil zur Verfügung. Für eine nachhaltige Auffüllung auch in fließgewässerfernen Grundwasservorkommen sind weitere ausgeprägte Niederschläge über einen deutlich längeren Zeitraum von Nöten.
Die Grundwassermessstellen der tieferen Grundwasserstockwerke weisen bereits seit dem Trockenjahr 2015 mehrheitlich niedrige Grundwasserstände auf. Erwartungsgemäß zeigten sie auch nur eine geringe Reaktion auf die bisherigen Niederschläge im Jahr 2020. Die Anzahl der als niedrig und sehr niedrig klassifizierten Grundwassermessstellen beträgt derzeit 74%.

Gewässerökologie Fließgewässer und Seen:
Die gewässerökologische Situation in unseren Fließgewässern wird maßgeblich durch das Zusammenspiel von Wassertemperatur, Sauerstoff und Abfluss bzw. Wasserstand und Strömung bestimmt. Die Messwerte für die Wassertemperaturen können als jahreszeitlich typisch angesehen werden. Sie liegen in ganz Bayern wieder in einem gewässerökologisch unkritischen Bereich. Dagegen hat sich die Situation im Hinblick auf den Abfluss in weiten Teilen Bayerns nicht entspannt. Noch immer werden, abgesehen vom Alpenvorland, niedrige bis sehr niedrige Abflüsse gemessen. Detaillierte Untersuchungen zu den gewässerökologischen Auswirkungen liegen nicht vor. Die Lebensgemeinschaft unserer Fließgewässer ist aber an einen Jahresgang des Abflusses angepasst.
An Main und Donau haben die Messungen von Sauerstoff, Wassertemperatur und Abfluss als entscheidende Parameter für die Alarmpläne wieder ein gewässerökologisch unkritisches Maß erreicht.
In den natürlichen Seen im Süden Bayerns sind in einigen Fällen die Pegelstände wieder stark gesunken, jedoch nicht in einen Bereich, in dem Gefährdungen bzgl. der Ökologie auffällig geworden wären. Die jahreszeitlich bedingten Tageslängen und Lufttemperaturen haben die Seetemperaturen vor allem der oberflächlichen Schichten etwas abkühlen lassen. Die Gefahr entstehender Algenblüten ist dadurch geringer geworden, jedoch nicht vorbei. Die ebenfalls jahreszeitlich bedingten niedrigeren Sauerstoffgehalte der tieferen Seeschichten liegen noch in einem normalen Bereich und stellen keine Gefährdung dar.

Ausblick:
Für die nächsten 14 Tage wird wechselhaftes, kühleres Wetter mit häufigen Regenfällen und kurzen Zwischenhochabschnitten vorhergesagt. Daher kann sich die Niedrigwasserlage etwas beruhigen.

Abb.1: Abweichungen vom mittleren Monatsniederschlag (1971-2000) für die Regionen Nord- und Südbayern im Verlauf der letzten 2 Jahre.



Abb.2: Anteil an Grundwassermessstellen und Quellen mit der Klassifizierung niedrig, sehr niedrig bzw. neuer Niedrigstwert im oberen Grundwasserstockwerk im Verlauf der letzten 2 Jahre.



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