Niedrigwasser-Informationsdienst Bayern

Niedrigwasser-Lagebericht Bayern

Ausgegeben am 11.07.25, 14:30 Uhr

Im bisherigen Abflussjahr 35 Prozent zu wenig Niederschlag in Nordbayern und 31 Prozent in Südbayern. Rund 87 Prozent der Fließgewässer-Messstellen und 55 Prozent der oberflächennahen Grundwassermessstellen sowie Quellen zeigen niedrige Verhältnisse. Vereinzelt führen kleinere Gewässer kein Wasser mehr.

Witterung:
Am 7. und 8. Juli fiel insbesondere in einigen südbayerischen Regionen zeitweise starker Regen und dies hat das Niederschlagsdefizit geringfügig verändert (Abb. 1). So beträgt die Niederschlagssumme im bisherigen Abflussjahr (01.11.2024 bis 10.07.2025) für Südbayern 485mm (69% vom Mittel 1971 bis 2000) und für Nordbayern 353mm (65% vom Mittel). Der Niederschlags-/Dürreindex (SPI) der letzten 90 Tage zeigt für einige mittelfränkische, schwäbische und oberbayerische Landkreise „extrem trockene“ Verhältnisse. Sieben der letzten acht Monate fielen zu warm aus. Der Juni 2025 war im langjährigen Vergleich um 3,9 Grad zu warm und ist der 16-te zu warme Juni in Folge. Einzelne bayerische Stationen registrierten in den Vorwochen zwei bis vier Tage mit Höchsttemperaturen von mindestens 35°C und die DWD-Station Kitzingen verzeichnete die höchste Lufttemperatur des laufenden Jahres mit 39,1°C am 02. Juli 2025. Im laufenden Jahr reicht die Anzahl der heißen Tage mit Höchsttemperaturen von mindestens 30°C derzeit von 1 (Hof) über 8 (Augsburg) bis 17 (Regensburg).

Fließgewässer:
Die Niedrigwassersituation an den Fließgewässern hat sich in dieser Woche aufgrund der örtlich gefallenen Niederschläge nicht weiter intensiviert. Aktuell werden im NID an 87% der Pegel niedrige bis sehr niedrige Abflüsse beobachtet und an über 34% der Messstellen ist der mittlere Niedrigwasserabfluss (MNQ) unterschritten (Abb. 3), eine leichte Entspannung gegenüber der Vorwoche. Dennoch liegen die Abflüsse an einzelnen Messstellen im Bereich des niedrigsten bisher gemessenen Tageswertes (NQ) und vereinzelt führen kleinere Gewässer kein Wasser mehr oder einzelne Gewässerabschnitte sind trockengefallen. Etwas günstiger ist die Abflusssituation an Fließgewässerabschnitten, die durch Speicherabgaben gestützt werden. Eine solche Abflusserhöhung erfolgt derzeit z. B. an der Rednitz/Regnitz durch Abgaben aus dem Roth- sowie Brombachsee (siehe Speicher). Im bisherigen Jahresverlauf der Abflüsse werden seit Februar 2025 an den meisten Gewässern deutlich unterdurchschnittliche mittlere monatliche Abflüsse gemessen.

Seen und Speicher:
Auch an den Seen setzt sich die Niedrigwassersituation weiter fort. An den größeren Seen im Süden Bayerns werden vielfach niedrige Wasserstände und vereinzelt sehr niedrige Wasserstände beobachtet. Auch an den Seen waren die monatlichen mittleren Wasserstände im bisherigen Jahresverlauf 2025 unterdurchschnittlich.

Die Betriebsräume der staatlichen Wasserspeicher mit der Funktion Niedrigwasseraufhöhung sind derzeit zu rd. 60 bis 100% gefüllt. Diese Volumina können für die Niedrigwasseraufhöhung in Anspruch genommen werden. Davon ausgenommen ist die Trinkwassertalsperre Mauthaus, welche aufgrund von Sanierungen derzeit keine Niedrigwasseraufhöhung leistet.
Am Überleitungssystem Donau-Main liegt, da der Mindestabfluss von 140m³/s am Pegel Kehlheimwinzer aktuell überschritten ist, wieder planmäßiger Normalbetrieb vor. Die zeitweise Einbeziehung des Großen Brombachsees wurde ab dem 07.07.2025 schrittweise wieder eingestellt. Das Überleitungssystem Donau-Main versorgt derzeit über den Main-Donau-Kanal unter Mitwirkung des Rothsees das Maingebiet mit Donauwasser. Zusätzlich wird der Rothsee wieder aufgestaut.

Am Eixendorfer See konnte der neu errichtete Entnahmeturm in den technischen Probebetrieb, ohne Schichtung des Sees, genommen werden. Die Niedrigwasseraufhöhung erfolgt in Abstimmung mit diesem Probebetrieb.

Bei der Trinkwassertalsperre Mauthaus musste zur Durchführung von Sanierungsarbeiten an der Hochwasserentlastungsanlage der Wasserstand abgesenkt werden. Dennoch kann sie und auch die Trinkwassertalsperre Frauenau zur Wasserlieferung an die Fernwasserversorger herangezogen werden.

Grundwasserstände:
Aktuell weisen rund 55 Prozent der oberflächennahen Grundwassermessstellen und Quellen niedrige und sehr niedrige Messwerte auf. In den tieferen Grundwasserstockwerken zeigen rund 50 Prozent der Messstellen eine Niedrigwassersituation. Vereinzelt werden auch neue Niedrigstwerte registriert.

Entwicklung der Grundwasserstände und Quellschüttungen
Das Winterhalbjahr 2024/25 (November bis April) war in Bayern das dritttrockenste der Beobachtungsreihe. Da aber im Winterhalbjahr ein Großteil der jährlichen Grundwasserneubildung aus Niederschlag und die damit einhergehende Erholung der Grundwasserstände stattfindet, hat sich seit ca. Anfang Mai an der Mehrheit der bayerischen Grundwassermessstellen und Quellen eine Niedrigwassersituation ausgebildet. In vielen Regionen sind somit die positiven Effekte des überdurchschnittlich feuchten und grundwasserneubildungsreichen Jahres 2024 wieder zurückgegangen, bzw. nicht mehr vorhanden. In der Folge liegt der aktuelle Anteil von Messstellen mit niedrigen bzw. sehr niedrigen Messwerten bei rund 55% (Abb. 2). Verglichen mit den Vorjahren bedeutet dies für Anfang Juli einen ähnlich hohen Anteil wie zuletzt im Trockenjahr 2022 und im Jahr 2023 registriert (2020: 35%, 2021: 26%, 2022: 61%, 2023: 59%, 2024: 5%).
Lediglich in Bereichen des voralpinen Moränengürtels, in Teilen des Schwäbischen und Fränkischen Jura, in Teilen des Verbreitungsgebietes des Buntsandsteins in Unterfranken sowie in Teilen der ergiebigen Grundwasservorkommen entlang der Donau und der Münchner Schotterebene werden derzeit noch durchschnittliche bis teilweise überdurchschnittliche Werte gemessen.

Entwicklung der Grundwasserneubildung in den letzten Jahren
Aufgrund der zu geringen Niederschläge der letzten Jahre weist die Grundwasserneubildung in Bayern im Zeitraum 2003 bis 2024 ein mittleres jährliches Defizit von rd. 13% auf. Erst durch das nasse Jahr 2024 konnten die zuletzt gehäuft aufgetretenen Trockenjahre (2015, 2018, 2019, 2020, 2022) wieder etwas ausgeglichen werden. Bei anhaltend trockener Witterung wird sich die aktuelle, landesweite Niedrigwassersituation tendenziell weiter verschärfen.

Entwicklung der Grundwasserstände in den tieferen Grundwasserstockwerken
Die Anzahl der als niedrig und sehr niedrig klassifizierten Grundwassermessstellen beträgt derzeit rund 50%, was insgesamt eine etwas bessere Situation als in den Jahren 2020 bis 2023 darstellt (2020: 67%, 2021: 63%, 2022: 72%, 2023: 74%, 2024: 29%). Von einer nachhaltigen Erholung der Grundwasservorkommen der tieferen Grundwasserstockwerke auf Grund der neubildungsreicheren Jahre 2023 und 2024 kann in Folge der Entwicklung der letzten Monate jedoch nicht gesprochen werden. Besonders von niedrigen Grundwasserständen betroffen sind aktuell mehrere Messstellen des mittelfränkischen Sandsteinkeupers und Teile des Tertiärs zwischen Alpenvorland und Donau.

Trinkwasserversorgung:

Die öffentliche Trinkwasserversorgung in Bayern ist gewährleistet. Beobachtet werden allerdings bei einer Reihe von Quellen und Brunnen der Wasserversorgung geringe Quellschüttungen und niedrige bzw. sinkende Grundwasserstände. Solche Hinweise liegen aus den fränkischen Regierungsbezirken, aus dem Allgäu und Südostbayern vor. Aktuell zeigen sich zumeist noch keine Auswirkungen auf die Trinkwasserversorgung. Bei anhaltend trockener Witterung kann es zu vereinzelten, lokal beschränkten temporären Engpässen in der öffentlichen Trinkwasserversorgung kommen. Betroffen sind eher kleinere Wasserversorger und eher solche mit Quellwassernutzungen. So haben in einigen Fällen Wasserversorger bereits Maßnahmen ergriffen: vorsorglicher Aufruf zum sparsamen Umgang mit Trinkwasser, Anordnung über Beschränkungen des Gebrauchs (z. B. Einschränkungen zur Befüllung von Swimmingpools und bei Bewässerung), Inbetriebnahme von Verbundleitungen zu benachbarten Wasserversorgern, Zuspeisung von Trinkwasser in ihre Anlage (z.B. mittels Tankwagen) oder Vorbereitung der Inbetriebnahme einer stillgelegten Gewinnungsanlage.

Gewässerökologie Fließgewässer und Seen:
Die ökologische Situation in unseren Fließgewässern wird stark von der Wassertemperatur, dem Sauerstoffgehalt, dem Wasserstand und der Strömung beeinflusst. Hohe Wassertemperaturen, insbesondere wenn sie mit geringen Sauerstoffkonzentrationen einhergehen, setzen die Gewässerorganismen unter erheblichen physiologischen Stress. Durch die kühlere Witterung der letzten Tage hat sich die Situation teilweise etwas entspannt.

Viele Fließgewässer weisen bereits seit Monaten niedrige Abflüsse auf. In ganz Bayern sind kleinere Gewässer bereits teilweise oder ganz ausgetrocknet (Abb. 4, Beispiel Gründlach).

An der Donau werden in Regensburg und Pfelling immer noch relativ niedrige Sauerstoffwerte gemessen. Auf Grund des etwas gestiegenen Abflusses und der sinkenden Wassertemperatur wurde momentan aber im Rahmen des Alarmplans keine Warnstufe ausgesprochen.

Am Main wird im Meldebereich zwischen Würzburg und Kahl die Meldestufe „Alarm“ beibehalten. Hier sind die Sauerstoffwerte stark abgesunken. Dies ist vermutlich auf eine zwischenzeitliche Algenblüte zurückzuführen, die jetzt abklingt und zu Zehrungsvorgängen führt. Hinzu kommen zusätzliche Stoffeinträge aufgrund stärkerer Niederschläge.

Entwicklung in den Seen
Die dieses Jahr sehr früh aufgetretenen Hitzewellen haben eine starke Erwärmung der oberen Seebereiche bewirkt. Bei einigen Seen wurden bereits jetzt Spitzenwerte bis zu knapp 30°C an der Oberfläche gemessen (z.B. Pilsensee am 01.07.2025: 29,5°C). Durch die Regenfälle zuletzt werden diese Werte aber nicht mehr erreicht.

Für einige kleinere, aber auch große Seen galten zuletzt Badewarnungen und auch Badeverbote, sie konnten größtenteils nicht aufgehoben werden, es kamen sogar einzelne Bereiche hinzu. Die Gründe dafür liegen bei den betroffenen Seen hauptsächlich in dem massenhaften Vorkommen von Blaualgen. Diese Algenblüten werden von größerer Wärme und höheren Nährstoffgehalten gefördert. Blaualgen oder auch Cyanobakterien können Toxine (Giftstoffe) bilden und auch zu Hautreaktionen führen. Eine bei uns erst seit einigen Jahren relevante Blaualgenart, die sich bevorzugt in Flachwasserbereichen findet, scheint in Ausbreitung zu sein und führte zu Badewarnungen. Auch erste Auftreten von Zerkarien, einem ungefährlichen Parasiten, der Badedermatitis hervorruft, wurden gemeldet. Gewöhnlich tritt dies erst später im Jahr auf.

Einige Teiche und kleinere Seen sind ausgetrocknet oder weisen einen so geringen Wasserstand auf, dass abgefischt werden muss, um ein Fischsterben zu verhindern.

Trotz der Regenfälle in den vergangenen Tagen haben sich die Wasserstände noch nicht generell normalisiert. Uferbereiche sind nach wie vor in größeren Teilen trockengefallen. Die dort siedelnden auf Wasser angewiesenen Organismen sind in größere Tiefen ausgewichen oder abgestorben, wie z.B. die Pflanzen, Algen und wenig mobile Muscheln der Flachwasserzone. Röhrichtbestände sind vielerorts von der Wasserfläche abgeschnitten und stehen als Rückzugsraum, Schutzzone vor Fraßfeinden und Laichhabitat für Fische und Insekten nicht mehr zur Verfügung.

Ausblick:
Die derzeitige Basis-Witterungsvorhersage des Deutschen Wetterdienstes (DWD) klassifiziert für die nächsten vier Kalenderwochen (KW 29 bis 32) die KW 29 als zu feucht und die Folgewochen als zu trocken oder normal. In der Temperaturprognose sind alle vier Wochen als zu warm angegeben. Diese Einstufungen der DWD-Witterungsvorhersage ergeben sich aus dem Vergleich mit dem Referenzzeitraum 2005 bis 2024.

Die Niedrigwassersituation wird weiter anhalten.

Abb.1: Abweichungen vom mittleren Monatsniederschlag (1971-2000) für die Regionen Nordbayern (Bayern, nördlich der Donau) und Südbayern (Bayern, südlich der Donau) im Verlauf der letzten 2 Jahre.




Abb.2: Anteil an Grundwassermessstellen und Quellen mit der Klassifizierung niedrig, sehr niedrig bzw. neuer Niedrigstwert im oberen Grundwasserstockwerk (dunkelblaue Linie) und den tieferen Stockwerken (blaue Linie) im Verlauf der letzten 2 Jahre.




Abb.3: Anteil der Pegel an Fließgewässern mit einer Klassifizierung sehr niedrig im Verlauf der letzten 2 Jahre.



Abb.4: Die Gründlach westlich von Nürnberg ist bis auf wenige Restwasserflächen ausgetrocknet (WWA Nürnberg, 07.07.2025).


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