Niedrigwasser-Informationsdienst Bayern

Niedrigwasser-Lagebericht Bayern

Ausgegeben am 13.08.15, 14:00 Uhr

Nördlich der Donau und in Niederbayern treten sehr niedrige Grundwasserstände und sehr niedrige Abflüsse bei den Fließgewässern auf. Die Grundwasserstände zeigen nahezu bayernweit sinkende Tendenzen.

Witterung:
Der Monat Juli war bayernweit deutlich zu trocken (Monatsniederschlag 45 % vom Mittel 1981 - 2010) und in Nordbayern sind nun schon sechs Monate in Folge „zu trocken“. Die Niederschlagssumme im hydrologischen Sommerhalbjahr beträgt zum 13. August in Südbayern 357 mm (84 % vom Mittel 1981-2010), in Nordbayern 155 mm (58 % vom Mittel) und in großen Teilen Nordbayerns ist es sogar deutlich zu trocken. So regnete es in Großostheim/Lkr. Aschaffenburg vom 1. Mai bis zum 13. August 2015: 95 mm (42 % vom Mittel) und damit weniger als im Trockenjahr 1976 (122 mm). In den letzten 7 Tagen wurden verbreitet wieder 4 bis 6 heiße Tage registriert (Tageshöchsttemperatur mindestens 30 °C).

Fließgewässer:
Infolge der anhaltenden Trockenheit sind bayernweit die Abflüsse stark zurückgegangen. Besonders betroffen sind die Bereiche nördlich der Donau und Niederbayern. Hier werden nahezu flächendeckend die Abflüsse als sehr niedrig eingestuft, d. h. der langjährige mittlere Niedrigwasserabfluss wird unterschritten. Ausnahme bilden Rednitz und Regnitz, da hier die Abflüsse künstlich durch das Überleitungssystem erhöht werden.

Speicher und Seen:
Durch den fehlenden Niederschlag im Osten Bayerns sinkt der Seepegel des Liebensteinspeichers weiter langsam ab. Sein Betriebsraum ist zu 58% gefüllt, der des Großen Brombachsees liegt mit 49% weiterhin im Niedrigwasserbereich. Eine Überleitung von Altmühlwasser in den Großen Brombachsee ist aufgrund der Wasserstände in der Altmühl nicht möglich, die Abgabe des Großen Brombachsees wurde reduziert. Aus dem Rothsee wird derzeit in leicht reduziertem Umfang Wasser aus der wieder in Betrieb gegangenen Donau-Überleitung in das Maingebiet abgegeben.
An den Trinkwassertalsperren sinken witterungsbedingt die Seepegel ebenfalls leicht ab. Die Versorgung ist jedoch langfristig sichergestellt. Die staatlichen Speicher sind grundsätzlich weiterhin ausreichend gefüllt, sie kommen ihrem Auftrag zur Niedrigwasseraufhöhung bescheidsgemäß nach.
An den Seen im Südosten Bayerns sind niedrige, z. T. sehr niedrige, Wasserstände zu verzeichnen.

Grundwasserstände:
Aktuell weisen in Bayern etwa 59% der im oberen Grundwasserstockwerk gelegenen Grundwassermessstellen und Quellen des Niedrigwasserinformationsdienstes niedrige und sehr niedrige Werte auf. Der Schwerpunkt der niedrigen Grundwasserstände liegt vor allem nördlich der Donau sowie in ganz Niederbayern. Auch in Teilen Oberbayerns zeigen immer mehr Messstellen niedrige und sehr niedrige Werte. Insgesamt sind momentan bis auf wenige Ausnahmen bayernweit sinkende Grundwasserstände zu verzeichnen. Auch die meisten Quellen weisen aktuell einen Rückgang der Quellschüttung auf.
In den tieferen Stockwerken sind an 68% der Messstellen niedrige bzw. sehr niedrige Grundwasserstände zu beobachten.

Wasserqualität Fließgewässer:
Infolge der weiterhin konstant hohen Lufttemperaturen sind auch die Wassertemperaturen weiter gestiegen, an einigen Messstellen bis in den Bereich der Höchstwerte. Die Wasserwirtschaftsverwaltung beobachtet die Lage intensiv.
Oberläufe, die in sommerlichen Schönwetterphasen typischerweise immer wieder austrocknen, fallen trocken oder sind inzwischen verbreitet ausgetrocknet. Um einer Gefahr für die Bachmuschel und Flussperlmuschel durch Austrocknung oder Qualitätsverschlechterung entgegen zu wirken, findet eine intensive Überwachung statt.
Flächendeckend sind keine massiven direkten negativen witterungsbedingten Auswirkungen auf die Gewässerbiologie bekannt. Allerdings sind in Einzelfällen in Oberläufen bereits Fische verendet. Von der Fischerei wurden in einzelnen kleinen Gewässern Notabfischungen durchgeführt.
Gewässerökologisch ungünstige Bedingungen in Fließgewässern werden allgemein zunehmen. Vor allem könnten bei Anhalten der Situation durch Stress auch zunehmend Fischkrankheiten auftreten.

Wasserqualität Seen:
An Kleinseen und Baggerseen treten verstärkt Blaualgenblüten auf, an den großen bayerischen Seen wurden diesbezüglich noch keine außergewöhnlichen Ereignisse berichtet.

Ausblick:
Laut DWD nähert sich kommende Nacht ein erster Tiefausläufer von Westen, ab Freitag werden in weiten Teilen Bayerns über das Wochenende verteilt Schauer und Gewitter vorhergesagt, welche mit einer deutlichen Abkühlung einhergehen. Dies dürfte zumindest an den oberflächlichen Fließgewässern für Entspannung sorgen, wohingegen der Trend fallender Grundwasserstände noch weiter anhalten wird.

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